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Nein zum Autobahn-Ausbau. Abstimmungsfest.
© Jana Leu

Wir müssen klimaverträglicher unterwegs sein

Der VCS wehrte sich mit einem Referendum gegen die überholten Autobahn-Ausbauprojekte des Parlaments. Gleichzeitig zeigte er mit konstruktiver Kritik, Recherchen und Kampagnen auf, wie wir klimaverträglicher unterwegs sein können. 

Der Sommer 2023 war global gesehen der heisseste seit Beginn der Aufzeichnungen, die Verkehrsemissionen kurbeln die Klimakrise weiter an. Für den VCS ist schon lange klar: Eine Reduktion des Strassenverkehrs ist bitternötig. 

Mehr Strassen führen zu mehr Verkehr. Das im Herbst vom National- und Ständerat verabschiedete Autobahn-Ausbauprogramm ist komplett aus der Zeit gefallen. Mit dem Klimaschutz-Gesetz sagt die Schweiz Ja zum Klimaschutz. Die Ausbauprojekte widersprechen den vereinbarten Zielen. Ohne zu zögern, ergriff der VCS das Referendum und übernahm eine leitende Rolle in der Referendumsallianz. Schliesslich sammelten der VCS und die Partnerorganisationen 100 000 Unterschriften. Das Anliegen kommt 2024 vors Volk. 

Verhaltensänderung und freiwillige Ziele 

Während das Ja der Bevölkerung zum Klimaschutz-Gesetz im Juni verbindliche Ziele festlegt, verfolgt der VCS zahlreiche Projekte, die freiwillige Ziele skizzieren und als Begleitmassnahmen betrachtet werden können. Eine Verhaltensänderung ist unabdingbar, wenn wir die Klimaerhitzung Bremsen wollen.

Der Verzicht auf Flugreisen ist eine der wirkungsvollsten Klimaschutzmassnahmen. Im Januar gründete der VCS deshalb die Community «Am Boden bleiben». 1035 Menschen entschieden sich im Rahmen der Kampagne dazu, im Jahr 2023 nicht zu fliegen. Sie erhielten Informationen zu den Auswirkungen des Flugverkehrs und wertvolle Tipps zu alternativen Reisemöglichkeiten. Neun Organisationen – wie etwa der WWF und KLUG – unterstützen das Projekt.

Auch bei der «Ecotrip Challenge» geht es darum, klimaschonend unterwegs zu sein. Schülerinnen und Schüler erleben durch die Teilnahme hautnah, wie viel CO2 ihr Reiseverhalten verursacht. Die Klasse, deren Schülerinnen und Schüler am wenigsten Emissionen beim Reisen verursachen, gewinnt. An der vierten Ausgabe der «Ecotrip Challenge» nahmen 25 Gymnasialklassen teil. Gewonnen haben die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4b der Kantonsschule Trogen (AR). Sie erhielten je einen Interrail Global Pass.

Die «Public Challenge 2023» ermöglichte es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, ihr Mobilitätsverhalten während sechs Wochen via App zu messen und mit anderen zu vergleichen – mit dem Ziel, möglichst viele Emissionen einzusparen. Die Challenge kam durch eine enge Zusammenarbeit mit der Swisscom und weiteren Partnerorganisationen zustande.

Das Engagement von Unternehmen und Universitäten

Das «Travel Smart Ranking» untersucht und bewertet das Engagement zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen durch Flugreisen von 322 Unternehmen auf der ganzen Welt. Der VCS ist Teil der internationalen Trägerschaft des «Travel Smart Rankings». Als Ergänzung zum Ranking hat er Schweizer Unternehmen nach der gleichen Methodik bewertet.

Im Rahmen des ersten «University Climate Ranking» hat der VCS ermittelt, welche Klimaziele sich 14 Schweizer Universitäten gesetzt haben. Insgesamt hat das «University Climate Ranking» gezeigt, dass die meisten Schweizer Universitäten noch nicht auf Netto-Null-Kurs sind. Daraufhin hat der VCS Verbesserungsvorschläge definiert.

Für einen starken öffentlichen Verkehr

Die Schweiz braucht einen starken und einfach zugänglichen öffentlichen Verkehr (ÖV), damit die Verkehrswende gelingt. Ein gut ausgebautes Netz und faire, berechenbare Tarife sind zwingend. Der VCS haltet das von der Alliance SwissPass angedachte, «dynamische» Tarifsystem «MyRide» für unberechenbar und intransparent. Es könnte ausserdem ÖV-Nutzende benachteiligen, die weiterhin mit Bargeld bezahlen wollen. Aus diesem Grund haben der VCS und der Konsumentenschutz Leitlinien für die Tarifgestaltung und den Billettverkauf definiert.

Zum neuen Angebot «Halbtax Plus» äussert sich der VCS verhalten positiv; damit entsteht ein neues Angebot, welches vor allem für Teilzeitpendelnde interessant ist. Es schliesst damit die Lücke zwischen Halbtax und GA. 

Klimaschonend in die Natur

In die Natur ohne Auto – dazu unterstützt der VCS mehrere Initiativen. Der Bus Alpin erschliesst Ausflugsziele im Schweizer Berggebiet, die nicht oder schlecht mit dem ÖV erreichbar sind. Seit 2022 ist er via App buchbar. Erfolgreich war zudem «Fahrtziel Natur» mit einem besonderen Angebot, das bei mindestens drei Übernachtungen in einem Schweizer Park die An- und Abreise mit dem ÖV einschloss. Auch der Ski- und Schneeschuhtourenbus wurde beliebter und startete im Dezember 2023 in seine fünfte Saison. 

Eine vereinfachte Velo-Zug-Kombination

Die Velo-Reservationspflicht der SBB erhöht die Hemmschwelle für den Fahrradtransport im Zug. In eine Transporttasche verpackt, darf das Zweirad jedoch wie ein Kinderwagen gratis und ohne Reservation in IC-Zügen mitgenommen werden. Aus diesem Grund startete der VCS den kostenfreien Verleih von Transporttaschen. Damit einhergehend beharrt er auf eine Abschaffung der Reservationspflicht und mehr Stauraum in den Zügen.  

Die Elektrifizierung des Verkehrs

Der VCS fordert einen fossilfreien Verkehr. Die Umstellung auf eine elektrisch betriebene Fahrzeugflotte ist ein Schlüsselelement auf dem CO2-Absenkpfad. Mit Blick auf die zunehmende Elektrifizierung des Strassenverkehrs sind schärfere Regeln nötig, so wie sie die EU bereits eingeführt hat. Es braucht gesetzliche Rahmenbedingungen, damit sich bei den Batterien eine Kreislaufwirtschaft etablieren kann. Auch deutliche Verbesserungen beim Batterierecycling sind unabdingbar.

Elektrofahrzeuge sind effizienter und belasten die Umwelt weniger als Verbrennerfahrzeuge – trotzdem betrachtet der VCS die bisherige Steuerbefreiung von Elektroautos als eine Förderung des motorisierten Individualverkehrs. Aus diesem Grund hat der VCS bereits früher auf der Aufhebung von Fördermassnahmen und Steuererlassen für E-Autos bis zum Jahr 2025 insistiert. 

Die Plattform eco-auto.info ist der Ratgeber für den umweltbewussten Fahrzeugkauf des VCS. Die Vergleichsplattform nimmt neu auch Camper unter die Lupe. Ausserdem: Der erste in der Schweiz vermarktete Elektrokombi positioniert sich in den Top 20 aller Elektroautos.

Welche Politköpfe setzen sich für die Umwelt ein? 

Das «Ecorating» der Umweltallianz von Greenpeace, Birdlife, Pro Natura, SES, VCS und WWF nahm auch im Jahr 2023 die Kandidatinnen und Kandidaten fürs Bundeshaus unter die Lupe. Es half den Wählern und Wählerinnen, die im Herbst umweltfreundlich wählen wollten, bei ihrem Entscheid. 

Im Einsatz gegen Verkehrslärm

Der VCS engagiert sich für den Schutz vor Verkehrslärm, dieser ist gesundheitsschädigend. Tempo 30 und Lärmblitzer sind sinnvolle Massnahmen. Gegen den krankmachenden Lärm des Flugverkehrs setzt sich die Koalition Luftverkehr, Umwelt und Gesundheit (KLUG) ein, die Geschäftsführung lag auch 2023 beim VCS. 

Leben ohne Auto

Die Plattform autofrei/autoarm Wohnen (PAWO) ist ein Projekt des VCS zur Förderung des Planens und Bauens mit weniger Parkplätzen. Ein weiterer Schwerpunkt: die Optimierung des Mobilitätsangebotes in Bestandessiedlungen. Im Rahmen einer Mobilitätskonferenz in München hat die Hans-Sauer-Stiftung die Plattform ausgezeichnet. 

Auf der Plattform zu finden sind spannende Webinare zum Thema autofrei/autoarm leben. Dieses Jahr gab es ein Seminar mit dem Fokus, wie Menschen mit eingeschränkter Mobilität in Projekte für parkplatzsparendes Wohnen einbezogen werden können. Dafür produzierte der VCS ein Video-Interview, dass den Zuschauerinnen und Zuschauern Einblick in die Wohnbaugenossenschaft Kalkbreite gewährte. 

Verkehrspreis FLUX

Der VCS und Partnerorganisationen verliehen der Stadt Bellinzona den nationalen Verkehrspreis FLUX 2023 für ihren Bahnhof. Mit dem Umbau hat Bellinzona einen vorbildlichen und gestalterisch hochwertigen Verkehrsknoten erhalten. Dieser ermöglicht den Fahrgästen ein angenehmes Reisen und trägt dazu bei, dass der öV gegenüber dem Individualverkehr an Attraktivität gewinnt.