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Flyer für Vermietung des Astra-Pavillons
zVg

Von Peter Weihrauch, Präsident jungVCS

Das ASTRA hat sich für 3 800 000 Franken seinen Propaganda-Pavillon samt grösstem 3D-Stadtmodell der Welt (!) geleistet. Ziel war es, die Berner Stadtbevölkerung von achtspurigen Autobahnen rund um die Stadt zu überzeugen. Mit dem Nein zum Autobahn-Ausbau im November 2024 hat im Bundesamt wohl niemand gerechnet. Nach der Abstimmung wurde der Pavillon nämlich obsolet und seitdem nur wenig genutzt. Das «Besucherzentrum» bietet seit kurzem Führungen an und soll als Sitzungszimmer allen Organisationen mit einem Bezug zum Thema Mobilität zur Verfügung stehen. Vielleicht also etwas für eine nächste VCS-Sitzung?

Wir vom jungVCS hatten eine bessere Idee. Da es scheint, als würde es dem ASTRA schwerfallen, einen sinnvollen Verwendungszweck für den Luxuspavillon zu finden, haben wir kurzerhand geholfen. Mit Wohnungsinseraten im digitalen und physischen Raum haben wir versucht, den Pavillon zu vermieten. Dieser lauschige Luxuspavillon mit perfekt ausgestattetem Multimedia-System könnte doch der perfekte Ort für dein nächstes Yogastudio oder Kunstatelier werden? Er steht zwar nicht besonders zentral und wer für die Anreise den ÖV nutzt, muss einen 20-minütigen Fussmarsch in Kauf nehmen, dafür gibt es Parkplätze. Es ist wichtig, kein Verkehrsmittel zu diskriminieren.

Alle reden von Sparen?

Aber im Ernst: Es ist das eine, in Zeiten, in denen der Bund Milliardenbeträge beim Klimaschutz und Zugnetz-Ausbau spart, ein «Besucherzentrum» zu bauen und dazu noch bei der technischen Ausstattung völlig zu übertreiben und das grösste 3D-Stadtmodell der Welt zu verbauen. Es ist aber nochmal etwas anderes, das Ziel zu haben, die Bevölkerung von einem Autobahn-Ausbau aktiv überzeugen zu müssen und dann nicht einmal vor der Abstimmung fertig zu werden, die das Ganze sowieso obsolet gemacht hätte.

Und das Sahnehäubchen: das alles geschah vor dem Hintergrund, dass beim Bund alle von Sparen reden. Weil Prognosen für die kommenden Jahre ein angeblich besorgniserregendes Defizit prophezeien, liess der Bundesrat die staatlichen Ausgaben auf Einsparpotenziale durchleuchten. Und er wurde fündig: In fast allen Bereichen sollen massive Sparmassnahmen dazu beitragen, die Schuldenbremse einhalten zu können. Nicht zuletzt sollen beim Klimaschutz, beim ÖV und bei der Bahninfrastruktur hunderte Millionen Franken an geplanten Investitionen gestrichen werden.

Nur nicht fürs Auto?

Natürlich sind die verschwendeten knapp vier Millionen Franken nichts im Gegensatz zu diesen Summen, doch sie zeigen die Mentalität des ASTRA. Sobald es um Auto-Infrastruktur geht, sind plötzlich alle Kassen gefüllt. Nun sollen sogar die abgelehnten Autobahn-Projekte noch einmal überprüft und möglicherweise gar gebaut werden.

Der Wankdorf-Pavillon ist ein Symptom. Das eigentliche Problem ist eine verfehlte Verkehrspolitik, die den ÖV kaputt zu sparen droht, während dem unsolidarischen Strassenverkehr hofiert wird. Wir vom jungVCS fordern einen sofortigen Stopp der Sparmassnahmen bei der klimafreundlichen Mobilität. Echtes Sparpotenzial liegt im Verzicht auf unsinnige Strassenprojekte, nicht im Aushungern des ÖV!

Es braucht dringend eine Verschiebung der Prioritäten im Verkehrsdepartement des Bundes. Es braucht die Mobilitätswende. Jetzt!