
Ausgezeichneter Verkehrsknoten
Der Schweizerische Mobilitätspreis FLUX – Goldener Verkehrsknoten geht dieses Jahr in den Kanton Aargau an die Gemeinde Möriken-Wildegg für ihren kundennahen und zukunftsorientierten Bahnhof. Wir gratulieren!
Den Anstoss für die Neugestaltung des Bahnhofs gaben die ab 2012 durchgeführten Studien zur Anpassung an das Behindertengleichstellungsgesetz. Das Projekt unter dem Titel «Entwicklung Bahnhof Wildegg» setzten die SBB, die Gemeinde Möriken-Wildegg und der Kanton Aargau gemeinsam um.
Die Neugestaltung des Areals hat zu einem zweiseitigen Bahnhof geführt, der auf beiden Seiten über eine Unterführung mit Rampe und Treppe verfügt. Auf der Westseite der Gleise fahren die Postautos in Richtung Jura; die Haltestelle der Lokalbusse befindet sich auf dem östlich vom Bahnhof gelegenen Platz vor dem historischen SBB-Bahnhofsgebäude. Dieser Platz mit den Platanen und dem Brunnen dient der Bevölkerung von Wildegg gleichzeitig als Dorfplatz. Beidseits der Gleise stehen grosszügige Veloabstellanlagen sowie P+R-Parkplätze zur Verfügung. Die seit Jahrzehnten bestehende Lücke im Aargauer Velowegnetz beim Bahnhof Wildegg wurde mit der Neugestaltung allerdings nicht geschlossen. Der VCS Aargau hatte sich vergeblich für eine Verbesserung eingesetzt.

Auch Velofahrende können von einer bescheidenden Verbesserung profitieren: Mussten sie ihr Fahrzeug früher die Treppen runter- und wieder hochtragen, können sie es jetzt bequem durch die Personenunterführung schieben.
Wachsende Verbundenheit der Bevölkerung
Fünfte Entscheidung: Die Gemeinde hat den Verkehr neu geregelt. Die Busse erhalten in einem grösseren Umkreis den Vorrang, damit sie den Anschluss an die Züge zuverlässig gewährleisten können. Die Auswirkungen davon sind bereit sichtbar, da die Auslastung seit der Neugestaltung des Bahnhofs um 15 Prozent auf 1500 Reisende pro Tag gestiegen ist. Dieses Wachstum wird ab 2028 mit dem Bau der zukünftigen regionalen Sekundarschule noch verstärkt, da ein Teil der Schüler den Zug benützen kann.
Da Wildegg über keinen Dorfplatz verfügte, fällte die Gemeinde die sechste wichtige Entscheidung, die die Werte Kultur und Gemeinschaft verbindet. Vor dem früheren Standort des Bahnhofsgebäudes ist ein schöner, kleiner, mediterran angehauchter Platz mit horizontal zugeschnittenen Platanen entstanden. Er umfasst einen Brunnen und einen kleinen Pavillon, in dem sich Toiletten und ein Technikraum befinden. Das Gebäude ist mit einem durch Blumenmotive perforierten Blechdach gedeckt. Diese Motive weisen auf die Geschichte der Textilindustrie in Wildegg hin: Die Gemeinde war vor rund 300 Jahren das wichtigste Zentrum für den Druck und das Färben von sogenannten Indienne-Textilien in der Deutschschweiz.
Belebt wird der Platz durch einen AVEC-Laden im ehemaligen Bahnhofsgebäude, eine durch die Gemeinde im Winter eingerichtete provisorische Kunsteisbahn – die rege genutzt wird – und durch die in eine Begegnungszone umgewandelte Bahnhofstrasse.

Die grosszügige Überdachung des Wartebereichs wurde mit einer ausladenden Betonkonstruktion realisiert – eine Reminiszenz an die Zementindustrie, die seit 1890 hier ansässig ist.
Mit dem nationalen Mobilitätspreis FLUX wird seit 2007 jährlich ein Schweizer Verkehrsknoten ausgezeichnet, der den Fahrgästen das Reisen möglichst angenehm macht und so dazu beiträgt, dass der Schweizer öV gegenüber dem Individualverkehr an Attraktivität gewinnt. Er wird vom Verband öffentlicher Verkehr (VöV), von PostAuto, vom Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr (LITRA) und vom Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) getragen.