 
  
    Frauenfelderstrasse Winterthur - Neuplanung erwünscht
Wie schwer sich Behörden damit tun, überholte Planungen für Strassenprojekte zeitgemäss anzupassen, zeigt exemplarisch ein Beispiel aus Winterthur. Nun hat das Stadtparlament eine Denkpause verfügt.
Die Frauenfelderstrasse in Winterthur ist eine typische Einfallsachse und beidseits von mehrstöckigen Wohngebäuden gesäumt. Gegen die vorgesehene Sanierung mit einem lärmarmen Belag ist nichts einzuwenden, doch sie reicht nicht, um die lärmrechtlichen Vorgaben des Bundes zu erfüllen: Es ist zwingend, zusätzlich auch Tempo 30 anzuordnen. Für die auf der Frauenfelderstrasse verkehrende Stadtbuslinie 1 ergeben sich dadurch nur minimale Zeitverluste.
In 82 Gebäuden direkt an der Strasse, bewohnt von knapp 1200 Menschen, aber auch in einem weiteren, dicht besiedelten Perimeter liessen sich mit Tempo 30 deutliche Lärmreduktionen erzielen. Hinzu kommt ein bedeutender Gewinn an Sicherheit für den Fuss- und Veloverkehr und die Lebensqualität. Es bleibt das Geheimnis der Winterthurer Behörden, warum sie die Anordnung von Tempo 30 auch im Einspracheverfahren ablehnten, obwohl sie selbst in der so genannten «Vision 2040» Tempo 30 einführen wollen. Lärmschutz ist dringend, der entsprechende Auftrag des Bundesrates besteht seit 1985 und darf nicht erst bei einer nächsten Strassensanierung in 30 Jahren umgesetzt werden.
Frevel an Bäumen verhindern
Zudem hat der VCS Zürich von Beginn weg auch den Erhalt der beidseitigen, durchgehenden Baumallee gefordert. Aus Untersuchungen ist bekannt, dass entlang der Frauenfelderstrasse eine sehr hohe Hitzebelastung besteht. Das wichtigste Mittel, diese in Grenzen zu halten, sind grosskronige Bäume. Ihrem Erhalt kommt hohe Priorität zu, denn bis ein junger Baum eine hitzereduzierende Wirkung entfaltet, dauert es viele Jahre.
Aus Gründen einer «einheitlichen Stassenraumgestaltung» alle Bäume zu fällen, wie das die Stadt Winterthur vorsieht, wäre ein Frevel, zumal 60 Prozent der Bäume einen guten Gesundheitszustand aufweisen und zwei Drittel eine Lebenserwartung von noch über 10 Jahren haben. Es liegt auf der Hand, hier einen kontinuierlichen Baumersatz zu planen. Zur Verbesserung der Situation für die Velofahrenden schlägt der VCS vor, die bestehenden Strassenparkplätze allesamt aufzuheben, damit insbesondere die Gefahr von Unfällen durch unvermittelt geöffnete Autotüren reduziert werden kann.
Ein deutlicher Fingerzeig
Inzwischen ist das Strassenprojekt im Stadtparlament Winterthur vorläufig gescheitert, der entsprechende Umbaukredit wurde nicht gesprochen. Zu hoffen ist nun, dass die für die Planung Verantwortlichen die Rückweisung des Geschäfts als Chance ansehen, ein angepasstes Projekt vorzulegen, das den lärmrechtlichen und ökologischen Anforderungen zu genügen vermag. Einfach Leitungen im Untergrund zu sanieren, im Anschluss daran aber ein zu hohes Tempo zuzulassen, die Parkplätze wieder herzustellen und Verbesserungen für den Veloverkehr nicht umzusetzen, wäre die schlechteste aller Lösungen.
