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Weissbuch gross
Stadt Zürich

Der VCS Zürich begrüsst grundsätzlich die Planungen der Stadt Zürich zum am meisten frequentierten Raum in der ganzen Stadt. Diese Planungen beruhen auf einem politischen Vorstoss unseres Vorstandsmitglieds Hans Jörg Käppeli.

Priorität für Fussgänger:innen und Begrünung

Mit dem Weissbuch wird eine richtige Grundausrichtung vorgenommen. Wenn so viele Personen einen begrenzten Raum nutzen, ist es richtig, umweltverträgliche und platzsparende Verkehrsmittel zu priorisieren. Fussgänger:innen und der öffentliche Verkehr sollen damit Vorrang haben. Und ebenso richtig ist es, diesen Raum, wo immer es geht zu begrünen. Denn die Hitzentwicklung in den Innenstädten wird in den nächsten Jahren stark ansteigen. Da hilft nur das Pflanzen von vielen Bäumen, um den Aufenthalt angenehm zu gestalten.

Die Auslegeordnung des Weissbuchs gilt es aber auch kritisch zu hinterfragen.

Autoverkehr nicht nur umlagern, sondern deutlich verringern

Selbstverständlich, dem Autoverkehr rund um den Bahnhof ist deutlich weniger Bedeutung zu geben. Das darf aber explizit nicht dazu führen, dass der Ausweichverkehr andere Gebiet der Stadt tangiert. Enttäuschend ist, dass der Kanton Zürich sich trotz eines langen Diskussionsprozesses nicht dazu hat durchringen können, ein Bekenntnis zu diesem, auch für den Kanton Zürich wichtigsten, Raum abzugeben. Offenbar ist für den Kanton Zürich die Leistungsfähigkeit für den Autoverkehr noch immer das wichtigste Kriterium, weshalb er sich nicht äussern will. Da fragt man sich, warum der Kanton Zürich überhaupt die Durchmesserlinie und den Bahnhof Löwenstrasse mit hunderten von Millionen Franken mitfinanziert hat, wenn er die vielen Menschen, die das anzieht, gar nicht in Zürich haben will.

Tram: Neumühlequai ein Quantensprung - Aufhebung Haltestelle Löwenplatz, sicher nicht

Die neue Tramachse auf dem Limmatquai – Neumühlequai – Walchebrücke ist ein Quantensprung für die Innenstadt. Damit gelingt, es das Central neu zu gestalten. Mit dieser Achse wird das Tramsystem auch flexibler. Wie wichtig diese Tramachse ist, wird man in nächster Zeit sehen, wenn mit der Sanierung der Haltestelle Bahnhofquai mit massiven Einschränkungen des Tramverkehrs zu rechnen ist.

Explizit kritisieren wir aber die Aufhebung der Tramhaltestelle Löwenstrasse. Diese Tram- und Bushaltestelle ist für alle Einwohner:innen der Stadtkreise 3, 4 und 9 die zentrale Eingangspforte in die Innenstadt mit all ihren Verkaufsgeschäften. Hier muss  die Planung dringend angepasst werden. Zürich ist eben mehr als nur der Hauptbahnhof, auf den heute die gesamte Planung ausgerichtet ist. Zürich ist auch für seine Einwohner:innen ein attraktives Zentrum, das gut mit dem öffentlichen Verkehr erreicht werden soll.

Veloverkehr: Veloachsen ungeklärt – Defizite bei der Planung der Veloparkhäuser

Ein grosser und offener Bahnhofplatz, der vor allem auf die Fussgänger:innen ausgerichtet ist, ist zwar äussert attraktiv. Dass die Velorouten nicht mehr über den Bahnhofplatz geführt werden, ist ein interessanter Gedanke. Die dafür notwendige Ausweichroute, eine Hauptveloachse Gessnerbrücke – Schweizergasse – Beatengasse mit einer neuen Limmatbrücke ist aufgrund der engen und verwinkelten Gassen nicht geeignet, grosse Veloverkehrsmengen aufzunehmen. Eine Veloführung mit einem Übergang über die Bahnhofstrasse mit sehr viel Tramverkehr und sehr, sehr, sehr vielen Fussgänger:innen ist schlicht untauglich. Und dass die Zufahrt zum Parkhaus Globus neu statt über den Löwenplatz, der zur Fussgänger:innenzone werden soll, nun auch noch neu über diese Achse erfolgt, zeigt die Inkonsistenz der bisherigen Planung. Hier müssen neue Lösungen her.

Einen gravierenden Mangel haben auch die Planungen der Veloabstellanlagen. Zwar sind richtigerweise Veloparkhäuser rund um den Bahnhof angedacht. Aber hier müsste die Planung viel weiter sein. Sehr anspruchsvoll sind die geplanten Veloparkhäuser an der Limmat. Deren Planung kann nicht früh genug beginnen. Und in den Unterlagen haben wir auch keine Zahl gefunden, wie viele Abstellplätze denn nötig wären. Amsterdam zum Beispiel hat vor mehr als zwanzig Jahren eine strategische Planung gemacht, die von rund 22'000 Veloabstellplätzen ausgeht. Heute sind diese alle realisiert, was es erlaubt, den Bahnhofplatz komplett nur für den öffentlichen Verkehr und Fussgänger:innen frei zu halten. 

Das Weissbuch ist somit nur ein erster Schritt, eine erste Auslegeordnung. Nun gilt es rasch die Schlüsselprojekte zu identifizieren und die Planung von umsetzungsreifen Projekten voranzutreiben. Der VCS ist gerne bereit, sich hier konstruktiv einzubringen.