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Caroline Rohrbach VCS Bereichsleiterin Marketing/Fundraising & Kommunikation
VCS

«Du, Caroline, warum ist denn dieser Bus leer? Fährt der nur für uns?», fragte mich meine vierjährige Nichte verwundert, als wir nachmittags um halb fünf von Murten in Richtung Gümmenen fuhren. Etwas erstaunt über diese Frage, antwortete ich: «Weisst du, wir alle wollen irgendwohin und sind unterwegs. Auf dem Weg zur Arbeit oder bereits wieder auf dem Heimweg wie wir zwei gerade. Die einen nutzen dafür das Auto oder das Velo, die anderen sitzen gemeinsam im Bus oder Zug.»

Obschon der Bus fünf Dörfer durchquerte und die Fahrt 20 Minuten dauerte, stieg niemand zu. Kurze Zeit später stockte der Verkehr, weil die Strasse durch Münchenwiler-Dorf an einer Stelle ziemlich eng ist. Ich führte die Diskussion mit meiner Nichte weiter: «Ehrlicherweise verstehe ich nicht, warum hier und zu dieser Uhrzeit so viele Menschen mit dem Auto herumgurken. Und alle sind allein unterwegs. Bei uns im Bus hätte es Platz für alle.» Meine Nichte antwortete: «Ja, dann wären wir alle zusammen statt allein.»

Während meine Nichte neben mir einschlief, schweiften meine Gedanken ab. Der tägliche Pendlerverkehr mit durchschnittlich 1,1 Personen pro Auto bringt unsere Strassen regelmässig ans Limit. Und der Bus? Steht oft im gleichen Stau. Gleichzeitig bleiben ausserhalb der Spitzenzeiten viele Sitze in den öffentlichen Verkehrsmitteln leer. Statt neue Strassen zu bauen, braucht es Konzepte für eine gleichmässigere Auslastung.

Dafür müssen wir bereit sein, unsere Gewohnheiten zu hinterfragen und unsere Wege neu zu denken. Wer in ländlichen Gegenden den Bus nutzt, auch wenn er nur stündlich fährt, wer Spitzenzeiten meidet oder mal aufs Velo umsteigt, trägt dazu bei, die Strassen zu entlasten. Kleine Veränderungen im Alltag machen bereits einen grossen Unterschied. Für uns, für die Umwelt und für mehr Miteinander im Verkehr.

Und es beginnt schon bei den Kleinsten: Kinder schauen zu. Sprechen wir mit ihnen über Mobilität. Zeigen wir ihnen, dass es eine Vielfalt an Möglichkeiten gibt, unterwegs zu sein – zu Fuss, mit dem Trotti, mit dem Velo, im Bus oder gemeinsam im Auto. Und Kinder schauen nicht nur zu, sie ahmen nach. Seien wir ihnen Vorbilder.

Endlich zu Hause, rief meine Nichte empört durch die Eingangstüre: «Mami, Papi, wir waren allein im Bus! Weil alle anderen lieber allein in ihren Autos herumgurken!»

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