Flugverkehr und Klima

Klimaziele

Mit der Unterzeichnung des Übereinkommens von Paris hat sich die Schweiz dazu verpflichtet, die Klimaerwärmung unter 2 Grad zu halten und 1,5 Grad anzustreben.

Laut dem Zwischenstaatlichen Sachverständigenausschuss für Klimaänderungen IPCC müssten die Treibhausgasemissionen bis 2030 um etwa 45 % gegenüber 2010 gesenkt werden und vor 2050 0 % erreichen, um die Klimaerwärmung unter oder nahe bei 1,5 Grad halten zu können.

Auswirkungen des Flugverkehrs auf das Klima

Der Anteil des Flugverkehrs übersteigt allerdings die blossen CO2-Emissionen. Diese sind nämlich mit dem sogenannten RFI-Faktor (Radiative Forcing Index) zu multiplizieren, um die Klimaauswirkungen anderer Flugzeugemissionen einzuschliessen, darunter insbesondere Stickoxid und Kondensationsstreifen. Die jüngsten wissenschaftlichen Publikationen empfehlen einen RFI-Faktor von mindestens 3. Im Jahr 2019 verursachte der Luftverkehr 11% der CO2-Emissionen in der Schweiz. Unter Berücksichtigung eines RFI-Faktors von 3 beträgt der Klimaeffekt des Flugverkehrs 27%! Diese Tatsache wurde vom Bundesrat in einer Antwort auf eine Interpellation bestätigt.

Publikation:

Klimafolgen des Flugverkehrs schnellen in die Höhe

Weltweit
Schweiz
Pro Kopf
Weltweit

Weltweit: ignorierter Höhenflug

Der Klimaeffekt des Flugverkehrs beträgt weltweit 5%. Hinter diesem Anteil verbirgt sich eine grosse Ungerechtigkeit: 80% der Weltbevölkerung sind noch nie geflogen und nur 1% der Weltbevölkerung ist für die Hälfte der Flugemissionen verantwortlich. Dabei sind die Wachstumsprognosen beträchtlich - 8,2 Milliarden Flugreisende pro Jahr bis 2037 gegenüber 4,1 Milliarden im Jahr 2018! Der Klimaeffekt des Flugverkehrs wird also seinen spektakulären Höhenflug fortsetzen.

Und trotzdem taucht der Flugverkehr im Pariser Klimaübereinkommen gar nicht erst auf, obschon dies dessen Absichten völlig durchkreuzt. Dieses «Versäumnis» setzt das Erreichen der Klimaziele aufs Spiel.

Schweiz

Schweiz: im Wolkenkuckucksheim

Die Schweizer Bevölkerung ist versessen auf Flugreisen, sie fliegt durchschnittlich doppelt so viel wie ihre Nachbarn. Mit einem Anteil von 27% ist der Luftverkehr der grösste Verursacher der Klimaerwärmung in der Schweiz.

Pro Kopf

Pro Kopf werden in der Schweiz durchschnittlich 14 Tonnen CO2-Äquivalente ausgestossen. Laut der BAFU-Studie «Umwelt-Fussabdrücke der Schweiz» verfügen wir pro Kopf und Jahr über ein nachhaltiges Kohlenstoffbudget von 600 kg CO2-Äquivalenten, wenn wir eine 50 %ige Chance haben wollen, die Klimaerwärmung unter 2 Grad zu halten.

Dieses Kohlenstoffbudget entspricht ungefähr einem Retourflug von Zürich nach Madrid. Eine Reise nach New York verbraucht mehr als das Dreifache dieses Budgets.

Konkrete Lösungen haben Mühe abzuheben

Die Schweiz hat bislang keinerlei konkrete Massnahmen ergriffen, um die schädlichen Auswirkungen des Flugverkehrs einzudämmen. Die gegenwärtig zur Debatte stehenden Vorschläge beschränken sich im Prinzip auf Handel und Kompensation der CO2-Emissionen. Doch dies reicht nirgends hin. Eine vom BAFU in Auftrag gegebene Studie kommt zum Schluss, dass EHS und CORSIA die Emissionen des Flugverkehrs kaum reduzieren werden. Die Schweiz muss sich für griffigere Massnahmen auf internationaler Ebene einsetzen, aber solche auch auf nationaler Ebene treffen.

Emissionshandelssystem
CORSIA Abkommen
Individuelle Kompensation
Emissionshandelssystem

Emissionen handeln mit dem EHS

Die Schweiz hat 2020 ihr Emissionshandelssystem (EHS) mit jenem der Europäischen Union verknüpft. Dieser Kohlenstoffmarkt ermöglicht es Fluggesellschaften und anderen Unternehmen, CO2-Emissionszertifikate zu kaufen oder zu verkaufen, die von jedem Staat unentgeltlich zugeteilt oder versteigert werden.

Diese Massnahme wird nur einen geringen Einfluss auf die Emissionen des Flugverkehrs bis 2030 haben. Weshalb bloss? Nun, insbesondere deshalb, weil viel zu viele dieser Zertifikate (82 %!) gratis abgegeben werden und die Preise für die gehandelten vernachlässigbar bleiben. Überdies werden die Interkontinentalflüge gar nicht berücksichtigt.

CORSIA Abkommen

Emissionen mit CORSIA kompensieren

Das CORSIA-Abkommen (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation) ist die Antwort der Mitglieder der International Civil Aviation Organization (ICAO), darunter der Schweiz, auf die klimabedingten Herausforderungen, vor denen der Luftverkehr steht. Dieses Abkommen strebt ein CO2-neutrales Wachstum an. Ab 2021 müssen die Luftverkehrsunternehmen jenen Anteil CO2-Emissionen mit Zertifikaten kompensieren, der den Stand von 2020 übersteigt. Die Erträge aus dem Verkauf dieser Zertifikate werden verwendet, um Projekte zur Reduktion von CO2-Emissionen zu finanzieren:

  • Die bis 2020 ausgestossenen Emissionen werden damit legitimiert; konkrete Emissionsreduktionen sind keine vorgesehen.
  • Die Teilnahme der Länder ist bis 2027 freiwillig.
  • Das Abkommen erstreckt sich nur auf die CO2-Emissionen, und diese machen gerade mal die Hälfte der klimarelevanten Auswirkungen des Luftverkehrs aus.
  • Oft erfüllen die Reduktionsprojekte ihre Rolle als Kompensation gar nicht. Laut einer von der Europäischen Kommission eingeholten Studie über die Projekte zur Reduktion von Treibhausgasemissionen, wie sie das Kyoto-Protokoll vorsah (Clean Development Mechanism CDM), gilt dies für mehr als drei Viertel aller Projekte.
Individuelle Kompensation

Individuelle Kompensation: ein neuer Ablasshandel?

Immer mehr Reisende entscheiden sich dafür, die Emissionen ihres Flugs zu kompensieren. Diese Form der Kompensation ist zwar gut gemeint, wirft aber einige Fragen auf.

  • Um die Ziele des Pariser Übereinkommens zu erreichen, müssen wir unsere Treibhausgasemissionen signifikant reduzieren. Blosses Kompensieren ist mit diesen Zielen also nicht vereinbar.
  • Die Kompensationsprojekte werden oft in armen Ländern umgesetzt, die kaum an der Verschmutzung beteiligt sind. Der einzelne Klimasünder kann sich so seiner Verantwortung gegenüber dem Klima entledigen.
  • Damit die Kompensationen zu einer Nettoreduktion der CO2-Emissionen führen, muss sich nachweisen lassen, dass die Emissionsreduktion ohne die Finanzierung gar nicht zustande käme. Dies ist einigermassen schwierig abzuschätzen, gerade für Projekte am andern Ende der Welt. So wären manche auf diesem Weg finanzierte Projekte auch ohne das Geld aus der Kompensation umgesetzt worden. Überdies ist nicht gewährleistet, dass ein gepflanzter Baum nicht nach ein paar Jahren gefällt oder abgebrannt wird. Ein Flugzeug verschmutzt sofort, während ein einmal gepflanzter Baum erst nach einigen Jahren eine signifikante Menge Kohlenstoff gebunden hat.

Idealerweise verzichtet man deshalb auf Flugreisen, wo immer möglich, und kompensiert sie im Bedarfsfall.

Der VCS engagiert sich seit Jahren gegen die Auswirkungen des Flugverkehrs, wie Umweltverschutzung und Lärm.

Unser Engagement

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