Schulstrassen als Problemlöser
Ist vom Strassenraum rund um Schulen die Rede, steht die Sicherheit der Kinder im Zentrum. Oft hat es gerade vor Schulhäusern viel Durchgangsverkehr, dazu kommen Elterntaxis. Schulstrassen wirken diesen Problemen entgegen: Die Schulhauszufahrt wird für den Autoverkehr entweder ständig oder zu gewissen Zeiten gesperrt. Ob mit Schranken, Pollern oder bloss mit einer entsprechenden Signalisation, der Ansatz ist einfach und flexibel und lässt sich in der konkreten Situation mit freiem Zugang für Anwohnende oder den öffentlichen Verkehr anpassen oder mit Velostreifen kombinieren.
Nur Vorteile
Eine Schulstrasse hat viele Vorteile. Sie beruhigt den Verkehr in Schulhausnähe. Indem sie Gewohnheiten infrage stellt, fördert sie Alternativen. Ohne Konflikte wegen des Verkehrs und der Wendemanöver von Elterntaxis erhöht sich die Sicherheit der Kinder markant. Zudem verbessert sich die Luftqualität zu den Zeiten, in denen am meisten Kinder draussen unterwegs sind. Der öffentliche Raum gewinnt, mindestens vorübergehend, an Aufenthaltsqualität. Es entstehen Begegnungs- und Spielräume für die Kinder, und Eltern bekommen die Gelegenheit zur Entspannung und zum Pflegen sozialer Kontakte. Diese Vorteile haben dazu geführt, dass in vielen Städten Schulstrassen entstanden sind.
Aus Europa in die Schweiz
Ob in Italien, Belgien, England, Frankreich oder Österreich: An Beispielen für das Erfolgskonzept Schulstrassen fehlt es nicht. Schon 1989 beschloss die Stadt Bozen in Südtirol, während der Zeit, in der Kinder den Schulweg unter die Füsse nehmen, die Strasse vor einem ihrer Schulhäuser zu sperren. Damit war die Schulstrasse geboren. Seither hat sie sich vielerorts weiterentwickelt.
Auch in der Schweiz steigt die Zahl der Schulstrassen und damit die Zahl der Kinder und Eltern, die davon profitieren. In Couvet (NE) entstand eine Schulstrasse im Zusammenhang mit umfangreichen Bauarbeiten, bei denen sichere Zugänge zur Schule gewährleistet werden mussten. In Corcelles-près-Payerne (VD) führten das Durcheinander und das unmögliche Verhalten mancher Eltern, die ihre Kinder chauffierten, vor dem Schulhaus zu brenzligen Situationen. Schliesslich wurde die Strasse vor der Schule viermal pro Tag während einer Viertelstunde mit einer Schranke gesperrt. Das hat die Gefahren durch gefährliche Fahrmanöver drastisch reduziert.
In Schliern bei Köniz (BE) brauchte es nicht einmal Schranken: Die dort signalisierten verkehrsberuhigenden Massnahmen leuchteten allen ein. Die Autolenkerinnen und -lenker respektierten sie nicht zuletzt deshalb, weil die Sperrung vorher schon samstags und sonntags gegolten hatte. Andere Gemeinden wollen das Modell nun ebenfalls einführen.
In Ascona (TI) gaben die allzu zahlreichen Elterntaxis und der Durchgangsverkehr den Ausschlag, die Strassen rund um Kindergarten und Primarschule zwischen 7.30 und 17 Uhr zu sperren. Zusätzlich wurden auf den zum Schulareal führenden Strassen zwei Velostreifen erstellt und Tempo 30 eingeführt, zwei Massnahmen, die den Fuss- und Veloverkehr erleichtern und fördern.