Der Ausbau der Autobahnen schadet der Schweiz – und dem Kanton Bern
Mit Rüebli gegen den Kulturlandverlust
Der Bund will die Nationalstrassen ausbauen. Mit zwei Projekten ist auch der Kanton Bern betroffen. Die Abschnitte Wankdorf-Schönbühl und Schönbühl-Kirchberg sollen um je 2 Spuren erweitert werden. Dafür ist der Bund bereit, grosse Flächen an Kulturland und Wald zu verbauen – auf eine Kompensation der Fruchtfolgeflächen (FFF) will er aber verzichten.
Der durch den Ausbau erzeugte Mehrverkehr wird den Stau nur verschieben und so weitere kostspielige Ausbau-Projekte in der Region Bern nach sich ziehen, die noch mehr Kulturland beanspruchen. Dabei würden bessere Lösungen auf dem Tisch liegen, die das Potenzial haben, die bestehende Strasseninfrastruktur besser auszulasten. Die Berner Allianz gegen den Autobahn-Ausbau hat heute auf dem Bahnhofplatz für ein NEIN zum masslosen Autobahn-Ausbau geworben und Karotten an PassantInnen verteilt, um auf den drohenden Kulturlandverlust hinzuweisen.
Kulturland ist ein begrenztes, kostbares Gut. Insbesondere Fruchtfolgeflächen sind für den einheimischen Lebensmittelanbau unersetzlich. Unersetzlich findet auch der Kanton Bern die für den Autobahn-Ausbau beanspruchten Fruchtfolgeflächen. In einer Stellungnahme zum Ausbau der A1 im Grauholz hält der Kanton fest, dass auf eine formelle Kompensation der Fruchtfolgeflächen verzichtet werde, weil „kaum Aufwertungsflächen in dieser Grössenordnung vorhanden sind“(1). Angesichts dieses Unvermögens im Grauholz erscheint es unwahrscheinlich, dass die verlorenen Flächen auf dem Abschnitt Schönbühl-Kirchberg kompensiert werden können. Auf jeden Fall liegt nach neuesten ASTRA-Angaben aktuell kein Kompensationsprojekt vor.
An ihrer heutigen Aktion hat die Nein-Allianz Karotten verteilt, um auf den drohenden Kulturlandverlust hinzuweisen. Die beiden Ausbau-Projekte im Kanton Bern beanspruchen eine Fläche, die für den Anbau von jährlich rund 1000 Tonnen Karotten ausreichen würde.
Ein Ausbau mit Folgen: Dass der Autobahn-Ausbau zu mehr Autoverkehr führt, geht deutlich aus den Unterlagen des Bundes hervor. In seinen Analysen rechnet der Bund mit sinkenden ÖV-Ticket-Einnahmen, verursacht durch die Verlagerung vom öV hin zum motorisierten Individualverkehr, sobald die Autobahnen ausgebaut sind. Diesen Verlust für den ÖV beziffert der Bund mit jährlich 55 Mio. Franken für die Berner Projekte (Wankdorf-Schönbühl: 32.1 Mio., Schönbühl-Kirchberg: 22.9 Mio.)(2)
Die Folgen dieses Mehrverkehrs sind einschneidend: Engpässe entstehen an anderen Stellen. Diesen gedenkt der Bund mit weiteren Ausbauprojekten zu begegnen, die schon in Planung sind (Anschluss Wankdorf, Bypass Bern-Ost, Sechsspur-Ausbau Muri-Rubigen, Erweiterung Felsenauviadukt, Halbanschluss Grauholz). Für die umliegenden Berner Gemeinden bedeutet mehr Verkehr auf den Autobahnen keine Erleichterung. Keine Fahrt beginnt oder endet auf der Autobahn. Stattdessen wird der Autobahn-Ausbau auch zu mehr Verkehr, Lärm, Abgasen und Unfällen in Dörfern und Quartieren führen. Zur Stärkung der Ernährung und der Biodiversität sowie zur Minderung des Klimawandels muss der Bund den öffentlichen Verkehr und Velorouten fördern, anstatt Autobahnen masslos auszubauen.
(1) Aktenzeichen: BLW-042.85-4880/17/8/1 „N01.22 PEB Wankdorf-Schönbühl, 8-Spur-Ausbau“, 1. März 2023,
(2) Strategisches Entwicklungsprogramm Nationalstrassen (STEP-NS 2022), Schlussbericht Nationalstrassen, Fassung vom 1.12.2022, Seiten 50 und 51