
Graubünden ist einfach zu schön!
Städter:innen flüchten in die kühlen Berge. Sie haben dort ihr zweites Domizil eingerichtet. Wenn es heiss ist, bleiben sie auch mal länger und machen über den Sommer Homeoffice. Im Winter wollen sie den Himmel sehen. Und trotzdem verlieren wir einen Nationalrat? Graubünden wird in Bern bald nur noch zu Viert mitreden.
Die ständige Bevölkerung wächst nämlich nicht. Chur wächst hingegen rasant. Auch nicht ganz problemlos. Die Täler entvölkern sich vermehrt und werden gefüllt mit eben diesen Zweitwohnungen. Wer in Graubünden bleibt, zieht ins Churer Rheintal und pendelt nach Zürich auf die Arbeit.
Vertikale Migration in die Berge
Die Städter:innen flüchten hingegen in die Berge. In den Städten hat man doch zu heiss, es ist je nachdem laut und die Luft ist auch noch sehr belastet vom Verkehr. Und dann sitzen viele am Freitagabend kurz vor 17:00 selbst ins Auto. Einfach in die Berge und endlich ab Sargans scheint die Sonne, der Himmel ist offen und man merkt: Ich brauche nur ein wenig Sonne, jetzt nur noch kurz durch den Stau. Das schaff ich auch noch. Bald bin ich am Ziel. Dort ist die Luft besser, es ist nicht so brennend heiss, wie in der asphaltierten Stadt. Man redet von einer vertikalen Migration ...
Dolce Vita am Mittelmeer geht auch mit dem Zug
... Oder man fährt gleich mit den Autos nach Italien. Über die Berge, durch die Landschaft, bei Stau durch Dörfer und Städte, und immer alle gleichzeitig. Einfach mal Ruhe und die weite Sicht aufs Meer ist der Ausgleich für die viele Zeit vor dem Computer. Verdient. Das stimmt. Gutes Essen, gemütliche Städte, Ferien. Der Stau gehört eben dazu. Das ist der Preis den man zahlt. Das geht viel gemütlicher mit dem Zug. Kinder finden das auch viel schöner, als angeschnallt im Stau zu stehen. Ohne Ipad unvorstellbar. Zudem ist die Frecciarossa zur besten Bahn in Europa gekürt worden. Es funktioniert. Mit Ausnahme beim Umsteigen in Milano, dann isst man eben noch eine Pizza in einem sehr schönen Bahnhof. Ein positives Experiment, das ist ein Versprechen.
Nachhaltiger Tourismus
Ab wann redet man vom Overtourism? Dann wenn zu viele Menschen gleichzeitig den gleichen Ort aufsuchen, den man danach nicht mehr vollumfänglich geniessen kann. Wir wollen doch, dass man hier die Natur geniessen kann. Und wir wollen keine zusätzliche Strassen und Brücken bauen, wir wollen keine Wiesen und Weideflächen hergeben nur für Tourist:innen. Das müsste doch auch für unsere Gäste und Zweitwohnungsbesitzende in Ordnung sein, wenn sie mit dem Zug anreisen. Vor Ort, leider nicht überall, geniessen sie meist alle Vorzüge des ÖV. Die letzte Meile schaffen wir auch noch.
Warum setzen wir nicht auf diese Karte? Nachhaltiger Tourismus in Graubünden - zu Fuss, mit dem Velo, mit dem Zug.
Erhalten wir, was uns gefällt: Saubere Luft, Weissen Schnee, Ruhe.
Ein paar zugespitzte Gedanken von
Yvonne Michel Conrad