
Elektromobilität – ein Beitrag zur Problemlösung?
Sind Elektroautos Lösung oder Ursache von Umweltproblemen? Anette Michel vom VCS Schweiz hat am letzten Donnerstag in Altdorf zu dieser Frage referiert. Fazit: Elektroautos tragen zur Reduktion der Umweltbelastung bei, nach wie vor um ein Vielfaches besser ist zu Fuss gehen, Velo fahren oder den öV benützen.
Nur 19% der im letzten Jahr neu in Verkehr gesetzten Autos sind reine Elektroautos. Am gesamten Personenwagenbestand machen Elektrofahrzeuge heute gerade mal 4,2% aus. Die Schweiz ist also noch weit entfernt von einer Vollelektrifizierung des Strassenverkehrs. Dabei gibt es heute eine riesige Auswahl von Elektrofahrzeugen auf dem Markt, von 1000 kg leichten Dacia Spring 65 mit einem Energieverbrauch von 14 Kilowattstunden auf 100 km bis zum 3400 kg schweren Dongfeng MHero mit über 35 Kilowattstunden. «Elektroautos verursachen beim Fahren rund 10x weniger CO2-Emissionen“, stellte die VCS-Expertin Anette Michel in ihrem Vortrag an der Mitgliederversammlung der Sektion Uri fest. Ein Elektromotor arbeitet rund dreimal effizienter als ein Verbrennungsmotor und kann Bremsenergie rekuperieren. Elektroautos verursachen vor Ort zwar keine Abgase, aber erzeugen genauso Brems- und Pneuabrieb und damit Mikroplastik wie Benziner. Wesentlich leiser sind sie nur im unteren Tempobereich, bei höheren Geschwindigkeiten sind die Rollgeräusche massgebend, und diese bleiben gleich.
Im Unterschied zu den Gebäuden ist der Treibhausgas-Ausstoss des Verkehrs in den letzten fünfunddreissig Jahren praktisch konstant geblieben. Zu drei Vierteln sind die Personenwagen dafür verantwortlich. Die Produktion von Elektroautos erzeugt zwar mehr THG-Emissionen als die eines Benziners, über den gesamten Lebenszyklus hinweg sparen sie aber schon jetzt rund 50% der Emissionen. Die gesamte Umweltbelastung ist bei Elektrofahrzeugen über 200‘000 km gemessen zwar nur ein Fünftel geringer. Der Vorteil kann sich aber verdoppeln, wenn für den Betrieb Ökostrom zum Einsatz kommt. Und: Genau wie bei fossilen Fahrzeugen ist die Grösse massgebend. Ein grosser elektrischer SUV kann gleich umweltschädlich sein wie ein Benzin-Kleinwagen.
Für die Batterien bestehen laut Anette Michel, die für den VCS die Plattform eco-auto.info betreut, welche die Umweltschädlichkeit von Fahrzeugmodellen bewertet, Lösungsansätze in einer vermehrten Förderung in Europa und einem konsequenten Recycling. „An die Probleme der Erdölförderung wie Fracking und Flaring haben wir uns leider bereits gewöhnt, darum vergessen wir sie oft“, meinte die Expertin: „In Tat und Wahrheit werden für ein fossil betriebenes Fahrzeug im Laufe seines Lebens 17‘000 Liter Treibstoff verbraucht. Das nicht rezyklierbare und effektiv verbrauchte Material einer Autobatterie hingegen hätte aber in einem Würfel von 25 mal 25 cm Platz.“ Ihre Schlussfolgerung: Der Elektromotor ist die Antriebstechnologie, die Umwelt und Klima am wenigsten schädigt. Aber ein zukunftsfähiger Strassenverkehr braucht neben der Elektrifizierung: kleine Fahrzeuge mit kleinen Batterien, weniger Autos und Verbesserungen bei Rohstoffförderung und Herstellung der Batterien sowie ein konsequentes Recycling.