Vernehmlassung
Für die Gemeinde Sta. Maria ist es positiv und wichtig, dass der Kanton mit der Nordumfahrung eine Variante erarbeiten konnte, die umsetzbar ist. Der zunehmende Tourismusverkehr über den Umbrailpass muss jedoch auch und separat gelöst werden.
Hier verkehren an Spitzentagen im Sommer bis fast (DTV in Studie zeigt Spitzenwert von 1800 Fahrzeuge pro Tag, das war aber 2020) 2000 Fahrzeuge am Tag. Es ist davon auszugehen, dass es jetzt und besonders seit der Corona-Pandemie deutlich mehr sind und vielerorts bis zu einem Drittel mehr Verkehr gemessen wird. Diese Fahrzeuge bleiben nach wie vor komplett im Dorf, da der Umbrailpass im Süden nicht an die Nordumfahrung angeschlossen wird.
In Sta. Maria gibt es auch für den verbleibenden Umbrailverkehr, der von Jahr zu Jahr stärker wird, 2 Stellen, an denen über ca. 50 bis 100 Meter nicht gekreuzt werden kann. Da würde also im Ost- und im Südteil des Dorfs das Verkehrschaos von Juni bis Ende Oktober immer noch bleiben, trotz einer Nordumfahrung für 55 Millionen Franken, die den Westteil des Dorfes entlastet.
Wenn die Nordumfahrung gebaut wird, muss als Bestandteil des Projekts die Strasse durch das Dorf mit Priorität Fussverkehr umgestaltet werden. Im historischen Dorfkern ist eine Begegnungszone zu signalisieren, auf den übrigen Abschnitten der Ortsdurchfahrt T30.
Ferner sollen die geplanten baulichen Interventionen möglichst keinen negativen Einfluss auf Natur und Umwelt haben. Eine naturgerechte und eine für die Landschaft verträgliche Umsetzung, ist ein wertvolles Ziel für die Zukunft dieses Tals.
Lösungsansätze zur Verkehrsentlastung
Wir begrüssen, dass eine Lösung für Sta. Maria endlich in Sicht ist - wir weisen aber darauf hin, dass bei einer Nordvariante zwingend das Problem des Verkehrs über den Umbrailpass parallel dazu in intensiver Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vor Ort gelöst werden muss:
1. mit einer Maut für den Durchgangsverkehr
Die Maut wird langfristig auch schweizweit das einzige wirksame Mittel gegen zu viel Verkehr sein und steckt deshalb bereits in der politischen Pipeline.
2. mit einer temporären Maut/Sperre für den Durchgangsverkehr, etwa immer am Sonntag und an der Hälfte der Werktage: etwa Di, Do, Sa und So.
So könnte der Umbrailpass jeden 2. Tag und am Wochenende, nebst dem ÖV und den Anwohner:innen, nur für Reiter:innen, für Velos und Fussgänger:innen zugänglich sein.
Das würde ein zusätzliches touristisches Angebot und Naturerlebnis im Naturpark Biosfera Val Mustair ermöglichen. Damit würde man nebst der Wertschöpfung im Tal auch die Qualität für Mensch und Tier erheblich steigern.
3. mit einer kompletten Sperre für den Durchgangsverkehr
Ohne eine solche Lösung (wie am Pragelpass 3. z.B.) ist man in der Gemeinde Val Mustair nach wie vor vom Durchgangsverkehr stark betroffen. Der historische ISOs Ortskern und vor allem seine Bewohner:innen und Gäste in Sta. Maria würden weiterhin stark unter einem massiven Verkehrsproblem leiden.
ÖV im Engadin und ins Südtirol stärken
Zudem muss der ÖV vom Engadin ins Südtirol und nach Bormio gefördert werden mit:
- der Verbindung Scuol-Mals, diese muss langfristig in den Richtplan aufgenommen und baldmöglichst umgesetzt werden.
- einem guten und nahtlosen ÖV-Anschluss vom Engadin ins Südtirol. So wird sichergestellt, dass man in vernünftiger Zeit im Südtirol und Bormio ankommt.
Wir bitten die Verantwortlichen, unsere Ideen für die Zukunft zu prüfen und die bestmögliche Variante in starker Zusammenarbeit mit der Bevölkerung vor Ort und der Gemeinde Val Mustair durch einen aktiven Partizipationsprozess umzusetzen.
Der VCS Graubünden