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Mitfahrbaenkli
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Autostopp auf dem Mitfahrbänkli

An Orten, die schlecht mit dem ÖV erschlossen sind, ist klimaneutrale Mobilität herausfordernd. Abhilfe bietet eine neue Version des Autostopps. Das Konzept nennt sich «Mitfahrbänkli» und funktioniert simpel: Wer ohne Auto reisen möchte, sitzt auf eines der hübsch gestalteten Bänkli. Autofahrer*innen können anhalten und eine Mitfahrgelegenheit anbieten.

Das Mitfahrbänkli ist beliebt. Mehr und mehr Gemeinden setzen auf das Konzept. Ein erstes grösseres Mitfahrbänkli-Netz wurde vor drei Jahren im Toggenburg etabliert. Seit letztem Jahr wird ein solches Netz auch im Kanton Luzern aufgebaut.

Wie oft Mitfahrbänkli genutzt werden, ist schwer zu sagen, weil auch der neue Autostopp informell ist. Sabine Camedda von energietal toggenburg weiss jedoch aus einer freiwilligen Umfrage bei Nutzer*innen, dass «die Wartezeiten kurz» und «die Nutzung vor allem touristisch geprägt» ist. Wer das Bänkli testet, wird von einem einfachen Prinzip überzeugt und mit schönen Begegnungen belohnt.

MyBuxi – das Tram im Dorf

Guter ÖV in Städten fährt genau dann und dort, wo er gebraucht wird. Der Rufbusdienst MyBuxi versucht, diese Vorteile des städtischen ÖV aufs Land zu bringen. Die Elektro-Rufbusse werden per App oder Telefon bestellt. Auf dem Weg nehmen sie weitere Reisende mit und bringen alle an den gewünschten Zielort in der Region.

Freiwillige Fahrer*innen sorgen für einen täglichen Betrieb von früh bis spät. MyBuxi ist so beliebt, dass es mittlerweile in sieben Regionen existiert. Wenn die Gemeinde das Projekt mitfinanziert, kostet ein Ticket fürs MyBuxi nicht viel mehr als für den herkömmlichen ÖV.

Mybuxi
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Steht MyBuxi also in Konkurrenz zum ÖV? «Nein», sagt Geschäftsführer Andreas Kronawitter, «wir ergänzen den ÖV dort, wo er nicht dicht ist. Jede zweite MyBuxi-Fahrt startet oder endet an einem Bahnhof.» Am Beispiel Belp (BE) erklärt er, dass «Gemeinden ihr Geld für häufigere Busse auf den beliebten Linien nutzen können, wenn das günstigere und flexible MyBuxi die Randgebiete erschliesst».

Wir ergänzen den ÖV dort, wo er nicht dicht ist. Jede zweite MyBuxi-Fahrt startet oder endet an einem Bahnhof.

Andreas Kronavitter

Die 15-Minuten-Stadt Bellinzona

Eine «Stadt der kurzen Wege» ist so gestaltet, dass Menschen ihre alltäglichen Strecken zu Fuss oder mit dem Velo innert 15 Minuten zurücklegen können. Dieses Konzept ist in dicht besiedelten Städten erfolgreich.

Bellinzona
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Bellinzona testet die 15-Minuten-Stadt. Der VCS gehört zum Leitungsteams des Forschungsprojektes.

In dünn besiedelten Städten sind die Distanzen länger. Dort «ist essenziell, dass mehr Velo gefahren wird, um das Prinzip der 15-Minuten-Stadt umzusetzen», sagt Francesca Cellina, Projektleiterin beim Forschungsprojekt SPECIFIC in Bellinzona. Das Projekt beinhaltet Experimente zur 15-Minuten-Stadt in mehreren dünn besiedelten Stadtgebieten. Es wird von der Tessiner Fachhochschule SUPSI, lokalen Partnerorganisationen und vom VCS geleitet.

Beim Versuch in Bellinzona sammeln Primarschüler*innen zwei Monate lang beim Velofahren Punkte und können damit eine Schulreise gewinnen. Nebenbei fördern die Organisator*innen mit Verkehrssicherheitskursen, Velo-Reparatur-Workshops, Wochenend-Familienausfahrten sowie VCS-Velobus-Routen das Vertrauen ins Velofahren.

Ein fast klimaneutrales Kopenhagen

2012, als in der Schweiz ein griffiges Klimaziel noch in weiter Ferne lag, hat die Stadt Kopenhagen beschlossen, bis 2025 klimaneutral zu werden. Das gelang, weil sich Wirtschaft, Bevölkerung und Parteien vom Klimaschutz auch Lebensqualität und Wirtschaftswachstum erhofften.

Kopenhagen Veloweg
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In Kopenhagen ist das Velo das beliebteste Verkehrsmittel.

Für die Verkehrswende in Kopenhagen zentral: das Velowegnetz von 546 Kilometern Länge, das sowohl von Autostrassen als auch von Fusswegen getrennt verläuft. So ist das Velo in Kopenhagen heute klar das beliebteste Verkehrsmittel: 41 Prozent der Kopenhagener*innen pendeln mit dem Velo. Zudem wurde die Stadt mit attraktivem ÖV vernetzt. Busse, S-Bahn, Metro – und neuerdings auch Trams – bringen weitere 27 Prozent der Pendler*innen an ihr Ziel.

Ganz erreicht hat Kopenhagen das Netto-Null-Ziel nicht. Die Stadt gibt sich nun nochmals zehn Jahre Zeit, um die letzten 20 Prozent der Emissionen zu verhindern. Und sie sucht neu auch eine Lösung für die Emissionen im Ausland, welche durch die Kopenhagener*innen verursacht werden – beispielsweise bei der Herstellung von Produkten oder durch Reisen.

Die Asphaltknackerinnen

Unter dem Motto «aus Grau mach Grün» betreiben die Asphaltknackerinnen ein Klimaanpassungsprojekt. Sie brechen die Parkplätze, geteerten Hinterhöfe und versiegelten Firmenareale ihrer Auftraggebenden auf. Die drei Projektleiterinnen gestalten die gewonnene Fläche mit einheimischen Pflanzen neu. Die Pflanzen kühlen die Umgebung im Sommer deutlich ab. Im aufgebrochenen Boden kann Wasser bei Regen besser abfliessen und Überschwemmungen werden verhindert. Die geförderte Biodiversität macht auch die Pflanzenwelt widerstandsfähiger.

Asphaltknackerinnen
www.asphaltknackerinnen.ch
«In den Zwischenräumen der Rasengittersteine siedeln sich diverse Pflanzen an, die auf solch karge Bedingungen spezialisiert sind.» heisst es auf der Website der Asphaltknackerinnen.

Die Asphaltknackerinnen geben den Menschen und der Umwelt so den Platz zurück, der nicht mehr von Autos besetzt wird. Das Asphaltknackerinnen-Projekt verstärkt damit einen der vielen Vorteile der Verkehrswende. Die neu gewonnenen Flächen bieten Platz für Erholung, Biodiversität und eine schön gestaltete Umgebung. Mancherorts unterstützen die Behörden das Asphalt-Knacken finanziell.