#Mitgliederumfrage

Sterne und Kritik

Edward Weber  VCS Magazin 1/23

Wir wollten wissen, was Sie sich vom VCS wünschen, und Sie haben geantwortet. Die Arbeit und die Politik des VCS werden insgesamt als gut bewertet, den grössten Handlungsbedarf sehen viele bei der fehlenden Sichtbarkeit des Verbandes in der Öffentlichkeit.

Wir wollten wissen, welche verkehrspolitischen Themen Sie interessieren und wo Sie sich in Zukunft vom VCS mehr Engagement wünschen. Es sind über 1400 Rückmeldungen von Mitgliedern eingegangen. Darüber haben wir uns sehr gefreut und möchten uns an dieser Stelle bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern bedanken.

Die erfreulichsten Ergebnisse vorneweg: Für fast alle Teilnehmenden der Umfrage ist der VCS ein glaubwürdiger Akteur und mehr als 90 Prozent erachten das Engagement in der Verkehrspolitik als aktiv. Gute Noten gibt es auch für die Produkte und Dienstleistungen, den Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und zur Politik des VCS: knapp 80 Prozent geben dem VCS für diese Punkte mindestens vier von fünf Sternen.

«Der VCS sollte viel mutiger werden und weiter denken als der Durchschnitt.»

    

Breite Interessen der Mitglieder

Weniger eindeutig fallen die Antworten zur Frage nach den drei wichtigsten Themenkreisen des VCS aus. Am häufigsten genannt werden der öffentliche Verkehr (ÖV) und der Veloverkehr. Zu den wichtigsten Themen zählen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch die Begrenzung des motorisierten Individualverkehrs, der Einsatz für lebenswertere Städte, die Begrenzung des Flugverkehrs sowie der Umwelt- und Klimaschutz allgemein. Die Themen Verkehrssicherheit und Förderung Fussverkehr überlappen sich stark, da unter dem Begriff Sicherheit vor allem diejenige der Zu-Fuss- Gehenden subsumiert wird. Damit dürfte der Stellenwert der beiden Themen höher sein, als die Abbildung links vermuten lässt. Insgesamt zeigt sich hier die grosse Themenbreite, welche den VCS von anderen Organisationen abhebt, und welche sich offenbar auch in den Interessen der Mitglieder widerspiegelt.

Bei der Frage nach der Wichtigkeit von Themen, die den VCS beschäftigen, zeigt sich folgende Rangfolge: Am wichtigsten eingestuft wird der Kampf gegen die Schadstoffbelastung, darauf folgt der Ausbau der Velowege, der Einsatz für Grünflächen in den Städten und eine Flugticketabgabe sowie der ÖV-Freizeitverkehr. Auch die meisten der anderen Anliegen wurden durchschnittlich als mindestens «eher wichtig» eingestuft (vgl. Abbildung rechts). Die politischen Tätigkeitsfelder des VCS stimmen mit den Interessen der Mitglieder also relativ gut überein.

Bei der Bewertung der VCS-Themen zeigt sich eine Differenz zwischen den Mitgliedern, welche ein Auto besitzen, und den Mitgliedern, die ohne eigenes Auto leben. Alle Themen, welche eine Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs beinhalten (z. B. Autoverkehr verteuern, autofreie Sonntage), werden von den Autobesitzerinnen und -besitzern als weniger wichtig eingestuft als von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ohne eigenes Auto. Umgekehrt finden die Autobesitzenden das Thema Elektrifizierung der Autos wichtiger.

«Der VCS macht eine super Arbeit, sollte in der Öffentlichkeit aber viel mehr wahrgenommen werden können, wie z. B. durch Initiativen, Referenden!»

    

Baustelle Öffentlichkeitsarbeit

Als Schwachstelle macht die Umfrage die geringe Sichtbarkeit des VCS in der Öffentlichkeit aus. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer wünschen sich einen mutigeren Auftritt des VCS – und haben spannende Anregungen dafür gemacht. Ebenfalls kritisiert wird, dass der VCS noch zu oft als Verhinderer und zu wenig als Gestalter wahrgenommen wird. Um dem entgegenzuwirken, wurde vorgeschlagen, Partnerschaften mit anderen Organisationen oder auch den Städten und Gemeinden einzugehen. Gewünscht wird zudem eine stärkere Berücksichtigung der Interessen und Lebensrealitäten der Landbevölkerung (Stichwort schwach ausgebauter ÖV).

Eine der Möglichkeiten, die Forderungen des VCS in der Öffentlichkeit stärker einzubringen und landesweit in Erscheinung zu treten, sind Initiativen und Referenden. 86 Prozent der Befragten finden denn auch, dass der VCS diese Instrumente der direkten Demokratie nutzen sollte, um seine Ziele durchzusetzen – eines der deutlichsten Ergebnisse der Umfrage überhaupt.

«Unser Klima-Zeitfenster wird immer kleiner. Die Arbeit des VCS wird somit immer wertvoller!»

    

Hunderte Ideen für Initiativen

Zur Frage, welches Thema der VCS an die Urne bringen soll, gibt es sehr unterschiedliche Anregungen. Oft genannt werden die Begrenzung des Strassenausbaus, (zu hohe) ÖV-Preise, die flächendeckende Einführung von Tempo-30- und Begegnungszonen, die Einschränkungen des motorisierten Individualverkehrs wie Tempobeschränkungen auf Autobahnen.

Gemeinsam ist den mehreren hundert Ideen für Initiativen das Ziel eines umwelt- und klimafreundlicheren Verkehrs. Auch bei den Fragen nach Produkten und Dienstleistungen, welche der VCS anbieten könnte, zeigt sich das grosse Interesse der teilnehmenden Mitglieder am Umwelt- und Klimaschutz: Am meisten Mitglieder interessieren Studien zu Mobilitäts- und Umweltthemen, Informationen zu ökologischem Verkehr und zu nachhaltigem Reisen. Ausserdem interessieren sich fast 80 Prozent für Angebote zur geteilten Nutzung von Gütern wie beispielsweise Car-Sharing und ein Drittel findet unsere Versicherungsangebote wichtig.

Eckwerte zur Onlineumfrage

Anzahl Teilnehmende: 1472 Mitglieder, 382 Nichtmitglieder

Zusammensetzung der teilnehmenden Mitglieder:

  • 69 % deutsch, 27 % französisch, 4 % italienisch
  • 64 % Männer, 34 % Frauen, 2 % keine Angabe
  • Autobesitz: 58 % ja, 42 % nein

Befragungszeitraum: 7.11.2022 bis 3.12.2022

Weitere Informationen unter: www.verkehrsclub.ch/mitgliederumfrage

    

VCS-Magazin 1/23


Edward Weber, Projektleiter Mobilität der Zukunft

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