#autofrei

Yves Chatton – 11. März 2023

Im Rahmen einer Mobilitätskonferenz in München hat die Hans-Sauer-Stiftung die «Plattform autofrei/autoarm Wohnen» (Pawo) ausgezeichnet. Das Preisgeld beträgt 3000 Euro und soll in das neu gestartete Projekt «Parkplatz-reduziert in Kleinstadt und Dorf» fliessen.

Für Samuel Bernhard, Projektverantwortlicher der Plattform Pawo ist die Auszeichnung mit dem Hans-Sauer-Preis Genugtuung und Motivation zugleich: «Wir können mit Stolz auf die Erfolge beim autoreduzierten Planen, Bauen und Wohnen in der Schweiz blicken. Pawo war und ist einer der wichtigen Antreiber dieser Entwicklung.»

Die Plattform wurde 2014 vom VCS initiiert. Sie informiert, wie Wohnquartiere mit wenigen oder gar keinen Parkplätzen geplant, gebaut und organisiert werden können. Pawo stellt Bauherrschaften, Behörden und Planerinnen detaillierte Informationen zu Projekten autoarmer Wohnquartiere zur Verfügung: Etwa rechtliche Grundlagen oder Best-Practice-Beispiele aus der Schweiz und dem Ausland. Die Plattform bietet überdies Beratungen hinsichtlich bestehender und neuer Wohnsiedlungen an.

Die Dienstleistungen stossen auf ein wachsendes Interesse, weiss Emilie Roux, Projektverantwortliche in der Westschweiz: «Die Auszeichnung belegt, dass die Plattform einem echten Bedürfnis entspricht und eine Veränderung der Mobilität fördert. Ganz konkret wird es dank des Preises möglich, das Projekt weiterzuentwickeln und die Idee auf ländliche und periphere Regionen auszuweiten.»

Immer mehr leben autofrei

Tatsächlich steigt der Anteil an Haushalten, welche über kein eigenes Auto verfügen, stetig: Mehr als ein Fünftel aller Schweizer Haushalte ist es mittlerweile. In den grossen Städten macht der Anteil sogar fast die Hälfte aus: In Lausanne (44 Prozent) und Genf (41 Prozent) beispielsweise ist der Anteil autofreier Haushalte gemäss BFS-Mikrozensus Mobilität und Verkehr seit 2000 um 10 Prozentpunkte gestiegen. In Basel, Bern und Zürich besitzt über die Hälfte aller Haushalte kein eigenes Auto mehr.

Wohnen ohne eigenes Auto liegt also im Trend. Und an gut erschlossenen Lagen bleiben Parkplätze immer häufiger unvermietet. Zahlen der Credit Suisse über den Schweizer Immobilienmarkt 2020 beispielsweise belegen, dass die Ertragsausfälle bei den Parkplätzen spürbar höher sind als bei den Wohnflächen. Besonders problematisch wird der Leerstand insbesondere dort, wo die zu viel gebauten Parkplätze nicht an Drittparteien fremdvermietet werden können – etwa an weniger zentralen Lagen oder in Gebieten, wo nur wenige Autopendlerinnen und -pendler arbeiten.

Zahlreiche Pluspunkte

Autofreies oder autoarmes Wohnen bringt viele Vorteile mit sich:

• Ökologische Vorteile: Der Verzicht aufs Auto bedeutet einen reduzierten Energieverbrauch, weniger Luftverschmutzung und weniger Lärm.
• Wirtschaftliche Vorteile: Es entstehen keine Bau- und Unterhaltskosten für Parkplätze. Dies hat einen positiven Effekt auf den Kauf- oder Mietpreis.
• Soziale Vorteile: Der frei werdende Platz kann für Begegnungen, Spiel und Spass genutzt werden (Spielplätze, Pärke, Geschäfte und Quartiervereine). Das ist ein Gewinn an Lebensqualität.

Autofrei oder autoarm zu leben, wird also immer beliebter. Und dazu auch immer einfacher und selbstverständlicher. Eine gute Entwicklung, die letztlich allen dient.

Dass die Hans-Sauer-Stiftung die Anstrengungen von Pawo mit einer Auszeichnung würdigt, ist gleichermassen Ehre und Ansporn.