Auf Entdeckungsreise im Waadtland

Der Parc Jura vaudois ist auf vielen ausgeschilderten Strecken zu Fuss oder mit dem Velo zu entdecken.

Der Parc Jura vaudois im Norden des Kantons Waadt und direkt an der Grenze zu Frankreich bietet den Besucherinnen und Besuchern Natur pur. Wir haben uns in den Velosattel geschwungen, um die Hügellandschaft zu erkunden – Kultur und Küche inbegriffen.

Die regionalen Naturparks der Schweiz wollen nicht nur Natur und Landschaft erhalten, sondern vermitteln dazu den kulturellen Reichtum einer Region und ihre Produkte. Dies gilt auch für den Parc Jura vaudois, der rund dreissig Gemeinden von Nyon über Morges bis zum Hochtal Vallée de Joux und zum Waadtländer Jura umfasst.

Der Nordteil des Kantons überrascht nicht nur mit seinen unterschiedlichen Landschaften, sondern auch mit weitherum bekannten regionalen Produkten und Know-how der Spitzenklasse, in der Uhrenherstellung zum Beispiel. Dieser Reichtum lässt sich mit einer zweitägigen Velotour perfekt entdecken. Wir haben uns für E-Bikes entschieden; damit meistern wir das hügelige Waadtland mühelos. 

Los gehts durch Waldweiden

Start der Tour ist Le Sentier, im Vallée de Joux. Der Verkehrsverein bietet die E-Bikes für zwei Tage zur Miete an. Bevor wir richtig loslegen, müssen wir uns allerdings an die im Vergleich zu gewöhnlichen Velos ein wenig schwereren Räder gewöhnen. Die erste Etappe führt uns Richtung Marchairuz, so heisst die Passhöhe auf der Jurakette. Schon bei den ersten Kehren sind wir froh um die elektrische Unterstützung. Bald einmal zweigen wir von der Hauptstrasse ab in die Combe des Amburnex und lassen den Autoverkehr hinter uns. Der Weg führt uns zwischen Alpweiden hindurch und über die Hügelzüge mit ihren für die Juralandschaft typischen Trockensteinmauern.

Nach knapp dreissig Kilometern Naturlandschaft legen wir im kleinen Ort Le Vaud erstmals einen Halt ein und besuchen den Tierpark La Garenne. Exotische Tiere sind hier keine zu sehen, dafür werden im Bedarfsfall Wildtiere gepflegt und seltene Arten bei der Fortpflanzung unterstützt. Bildung und Sensibilisierung sind ebenfalls wichtige Aufgaben des Tierparks. Bei unserem Besuch stossen wir auf Ferienpasskinder, die fasziniert einem Tierpfleger zuhören, der ihnen von den Luchsen erzählt. Hier befindet sich auch die höchstgelegene Voliere Europas, in der man den legendären Bartgeier beobachten kann.

Käse zum Mittagessen

Unser Weg führt uns weiter durch die Dörfer Gimel, Bière und Berolle, und dies vor einem prächtigen Alpenpanorama. Der erste Tag endet in Montricher. Die idyllischen Zimmer der «Auberge aux 2 Sapins» lassen uns in ungestörten Schlaf sinken.

Am nächsten Morgen sind die Batterien der Räder und jene der Velofahrerinnen und Velofahrer frisch geladen. Wir bleiben im Dorf und statten der Schaukäserei Fromagerie Gourmande einen Besuch ab. Betrieben wird sie von zwanzig Milchproduzentinnen und -produzenten der Region. Vom Espace Gourmand im ersten Stock aus kann man durch den gläsernen Boden hindurch die Herstellung des Greyerzer AOP hautnah miterleben.

Meditieren und Innehalten

Dank strahlendem Wetter ist das Velofahren eine besondere Freude. Wir pedalen weiter Richtung L’Isle, Mont-la-Ville und La Praz. Die Strassen rund um die pittoresken Dörfer am Jurafuss sind kaum befahren und die wenigen Autos halten angenehm Abstand zu uns Ausflüglern. Unbedingt eine Pause einlegen müssen wir in Romainmôtier, um in dessen reiche Vergangenheit einzutauchen. Die Ortschaft ist für ihren mittelalterlichen Kern und die eindrückliche Abteikirche aus dem 10. Jahrhundert bekannt. Die historischen Gässchen bilden eine Oase der Ruhe und der Einkehr. Romainmôtier liegt auf dem Jakobsweg und ist jahraus, jahrein Etappenort für ein ganzes Pilgerheer.

Die von Mönchen aus Cluny zwischen 990 und 1030 gebaute Abteikirche ist eine der ältesten romanischen Sakralbauten der Schweiz. Daneben zeugen die Klosteranlage und das Haus des Priors von der jahrhundertealten Geschichte des Orts: Die mittelalterliche Frömmigkeit hat ihre Spuren ebenso hinterlassen wie die Berner Besatzung und die neuzeitlichen Besitzer. Das Innere wirkt so geheimnisvoll wie eindrücklich; genutzt werden die Räumlichkeiten heute für private Anlässe.

Ein See hinter sieben Bergen

Mitten am Nachmittag steigen wir wieder in den Sattel und machen uns auf die letzten Kilometer unserer Exkursion. Im kleinen Dorf Premier steigen wir kurz ab, weil man von hier aus bei guter Sicht sowohl den Neuenburger- und den Genfersee als auch den Lac de Joux sehen kann.

Noch spektakulärer wäre der Blick von der Dent de Vaulion hoch über uns, aber diesen Aufstieg sparen wir uns für ein anderes Mal. Wir umfahren den Berg vielmehr an seiner Flanke und geniessen dann die lange Abfahrt ans untere Ende des Lac de Joux. Während wir dem See entlangradeln, schweift unser Blick immer wieder auf die ruhig daliegende Wasserfläche – im ganzen Jurabogen ist keine so gross wie sie.

Nach knapp hundert Kilometern auf dem Stahlross sind wir wieder in Le Sentier, wo wir unsere E-Bikes abgeben. Aus der Ferienwelt inmitten der Natur bringt uns der Zug zurück nach Hause.

Informationen

Strecke: Start und Ziel in Le Sentier, 95 Kilometer, 1950 Höhenmeter

E-Bike-Vermietung in Le Sentier: Verkehrsverein Vallée de Joux (Rue de l’Orbe 8), Bahnhof Sentier-Orient (Rue de la Gare 12)

Zwischenstopps: Tierpark La Garenne (Le Vaud), Schaukäserei Fromagerie Gourmande (Montricher), Abteikirche und Haus des Priors in Romainmôtier

Unterkunft: «Auberge aux 2 Sapins» in Montricher: www.2sapins.ch/

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