Eiszeit in La Brévine

Die nächsten Monate könnten eisig werden. Wetterpropheten künden den kältesten und schneereichsten Winter des Jahrhunderts an. Doch im Vallée de La Brévine (NE) wird sich niemand vor der Polarkälte fürchten.

Im «Sibirien der Schweiz» sind extreme Wetterbedingungen nichts Neues. In Winternächten können die Temperaturen schon mal unter -30 °C fallen. La Brévine hält den absoluten Schweizer Kälterekord: Im Januar 1987 wurden hier glatte 41,8 °C unter null gemessen.

Die Gemeinde am Rande des Kantons Neuenburg ist zwischen eine Bergkette – Grenzgebirge zu Frankreich – und eine Hochebene eingebettet. Das erklärt ihre meteorologischen Eigenheiten. Bei Hochdruck, Windstille und klarem Himmel steigt die warme Luft gegen die Krete hin auf, während die dichtere Kaltluft herabsinkt und sich im Talgrund sammelt.

Bei unserer Ankunft im Postauto sind wir gleich mittendrin in dieser einmaligen Atmosphäre. La Brévine ist nicht eines dieser engen, zwischen zwei Steilhängen eingepferchtes Tal. Die Hügelzüge mit ihren sanft geschwungenen Formen gefallen uns, und die Sonne scheint hier von frühmorgens bis am Abend, sogar im Winter. Während gegen oben die Nadelbäume dominieren, bietet die Ebene einen unendlichen Blick in die Weite, unterbrochen nur von ein paar einsamen Bauernhöfen. Wir steigen an der Haltestelle «Les Taillères, Bout du Lac» aus und freuen uns, auf den mitgebrachten Schlittschuhen bald schwungvoll über die gefrorene Seefläche zu gleiten. Zwar haben wir weder die Eleganz eines Jewgeni Pljuschtschenko noch das Geschick eines Stéphane Lambiel. Ein kleines künstlerisches Spektakel à la Philippe Candeloro möchten wir aber schon bieten.

Doch unsere Vorfreude weicht sogleich der Enttäuschung. «Wo ist denn der See hin?», fragen wir uns. Offensichtlich ist er unter der dicken, holprigen Schneeschicht, die vor uns liegt, verschwunden. Damit wird das Schlittschuhvergnügen natürlich zur Mission impossible. Ein einheimisches Paar klärt uns auf, dass hier niemand zum Eis schaut und es deshalb besser ist, mit den Schlittschuhen dann zu kommen, wenn die Felder noch grün sind, das Eis jedoch bereits genügend dick. Am besten im Dezember, manchmal auch noch im Januar.

So verstauen wir denn unsere Kufen ungenutzt wieder im Rucksack und studieren Alternativen. Mit dem entsprechenden Material wäre Langlaufen eine attraktive Möglichkeit gewesen. La Brévine ist ein kleines Paradies für Liebhaberinnen und Liebhaber des nordischen Wintervergnügens: Mehr als 120 Kilometer Pisten von leicht bis sehr schwierig stehen zur Verfügung. Schliesslich entscheiden wir uns für einen kurzen, dafür äusserst erfrischenden Spaziergang auf dem Eis und kommen zum Schluss, möglicherweise eines der Wunder Jesu geklärt zu haben. Als er über das Wasser lief, war dieses ja vielleicht gefroren?

Nützliche Infos

Anreise: Ab Neuenburg mit dem Zug bis Fleurier, dann im Postauto bis Les Bayards, umsteigen und weiter im Postauto nach Les Taillères, Bout du Lac. Fahrzeit ungefähr 1 Std. 20 Min.

Schlittschuhlaufen / Langlauf: Tägliches Bulletin zum Zustand der Eisfläche und der Langlaufpisten: http://bit.ly/1LHwZxl 

Webcam: 360°-HD-Kamera mit einem schönen Rundblick, http://tailleres.roundshot.com

Gastronomie: Restaurant «Chez Bichon», traditionelle Schweizer Küche, www.restaurant-chez-bichon-brevine.ch, Tel. 032 935 12 58.

 

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