Erfrischung hoch über den Seen

Eine Wanderung von der Tête de Ran zum Mont Racine bietet ein breites Spektrum der Wanderwege. Den Abstieg muss man sorgfältig wählen: Es droht sonst Teer.

In knapp einer Stunde ist man von Bern in Les Hauts-Geneveys. Ins Bahnhofbuffet – früher vom VCS Neuenburg geführt – ist ein chinesisches Restaurant eingezogen. Wir stärken uns für den Aufstieg zur Tête de Ran mit Milchkaffee und einem üppigen Croissant. Eine angerostete Wegrouten-Infotafel lässt uns schmunzeln: Grosszügig ist auch noch ein Pfeil Richtung Paris eingezeichnet. Bald schon wandern wir zwischen Kühen den Berg hoch. Von Weide zu Weide passieren wir teilweise sehr schmale Durchgänge und freuen uns an den Gelben Enzianen. Da wurzelt Schnaps, literweise.

Frischer Wind, heisser Teer

Das Gasthaus am Fuss der Tête de Ran ist leider zu. Eine Buvette gibt’s eine knappe halbe Stunde weiter beim Mont d’Ar, geöffnet von Mai bis Ende Oktober. Wir verzichten auf Rösti und Schinken und folgen der Nordwestflanke der Tête de Ran. Eine regelrechte Wanderautobahn begehen wir, so flach ist der Kiesweg. Nach einem Hof geht’s erneut über eine Weide, dann durch den Wald, auf angenehmem Kalkweg. Wir kommen oben an und schnappen kurz nach Luft: Tief unter uns glitzern und locken Murten- und Neuenburgersee. Auf gut 1400 m ü.M. hingegen weht ein kühler Wind. Eine Jacke gehört unbedingt ins Wandergepäck! Wir treffen einen Wanderer, der erfolglos versucht, sein Hündchen mit einer Herde Kühe anzufreunden. Zum Glück endet die Begegnung für alle Beteiligten friedlich.

Wir entscheiden uns für den Abstieg via Louverain – ein Fehler. Denn nun brennt die Sonne unbarmherzig auf viel Teer. Mit müden Füssen kommen wir, nach rund vierstündiger Tour, in Montezillon an. Der hausgemachte Eistee in der Gartenwirtschaft des Bio-Hotel L’Aubier belebt uns wieder. Wären wir hungrig, würden wir eine «Fougasse» probieren. Im hauseigenen Bioladen gibt’s Spezialitäten frisch ab Hof. Da Montezillon mittelprächtig ÖV-erschlossen ist (Postautolinie 21.424), offeriert L’Aubier Taxifahrten zum Spezialpreis von oder nach Neuenburg.

Lohnender zweiter Anlauf

An der Réception liegen Broschüren und Faltprospekte auf. Et voilà die geeignete Abstiegsroute! Uns packt der Ehrgeiz. Tage später fahren wir nach La Chaux-de-Fonds, von wo ein Regionalbähnchen nach La Sagne zuckelt. Auf den Serpentinen des «Sentier des Statues» – ein Panoptikum von Holzskulpturen auf Baumstrünken, von Bär und Tintenfisch bis zur Buddhafigur – gewinnen wir schnell an Höhe. Über weitläufige Juramatten erreichen wir nahe dem Racine-Gipfel die Krete: Schlagartig öffnet sich das Panorama bis zu den Hochalpen.

Bis La Grande Sagneule folgen wir dem Kretenweg – ob er als europäische Fernwanderroute nicht doch bis Paris führt? –, dann geht’s auf wunderbarem Wiesenweg bergab. Später folgt auch hier Hartbelag, doch kein Vergleich! Jedenfalls wenn man in Les Prés-Devant den Einstieg erwischt. Wir stranden zunächst vor einem stacheldrahtbewehrten Elektrozaun und ärgern uns über den Bauern – statt über den Wanderwegpfleger. Eine Hagrose verdeckt das entscheidende Wegzeichen. Also: Bei der Hecke, auf die man zusteuert, über einen Draht steigen und links von ihr hinunter zum Wald, wo angenehme Pfade und Forstwege warten.

Im Garten des Aubier angekommen, fühlen sich Beine und Knie diesmal sehr viel besser an.

 Infos: Öko-Hotel L’Aubier Montezillon, Les Murailles 5, 2037 Rochefort, www.aubier.ch

|
Diese Seite wird nur mit JavaScript korrekt dargestellt. Bitte schalten Sie JavaScript in Ihrem Browser ein!
.hausformat | Webdesign, TYPO3, 3D Animation, Video, Game, Print