Geschichtsträchtiges Yverdon-les-Bains

Im Gemäuer des Schlosses von Yverdon, konzipiert als Wehrbau und herrschaftlicher Wohnsitz, befindet sich das Stadt- und Regionalhistorische Museum, eines der ältesten des Kantons.

Mit mehr als 30 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Yverdon die zweitgrösste Stadt des Waadtlands. Zwischen Seeufer und Stadtzentrum finden sich viele tausend Jahre zurückreichende historische Spuren. Und die Grande Cariçaie lässt uns eintauchen in die Natur von heute.

Die Stadt und ihr Thermalbad am oberen Ende des Neuenburgersees sind problemlos mit dem Zug zu erreichen: Die erste Bahnlinie der französischen Schweiz verbindet seit 1855 Morges mit Yverdon-les-Bains. Die Geschichte der Stadt beginnt indes viel früher.
Unser Spaziergang führt uns ein paar Hundert Meter vom Bahnhof weg ans Seeufer, wo die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung der Region zu sehen sind. Frühmorgens ist es am Strand noch ruhig, und hinter dem blauen Seespiegel erhebt sich majestätisch die Jurakette. Ein kurzer Waldweg führt uns zu den Menhiren von Clendy. Fast 4000 Jahre vor unserer Zeitrechnung wurden die 45 Statuen zur heute grössten Megalithanlage der Schweiz aufgerichtet.
Entdeckt wurde sie, als man im Zuge der Juragewässerkorrektion Ende des 19. Jahrhunderts den Seespiegel stark senkte. Die zwischen 40 Zentimeter und 4,5 Meter hohen Steinsäulen wurden von den Menschen aufgerichtet, die einst das Seeufer bevölkerten. Weshalb genau an dieser Stelle und wozu, liegt bis heute im Dunkeln. 

Zu Zeiten Eburodunums

Yverdon-les-Bains hat sich dank der günstigen Lage am Schnittpunkt von Land- und Wasserwegen seit der Antike entwickelt. Die Thermalquelle war bereits bekannt und galt der damaligen Zivilisation als Kultort. Viel später wird sie der Stadt zu ihrem langen Namen verhelfen, doch vorerst nennt sich der Flecken noch Eburodunum. Wohnhäuser und Handelstätigkeit entstanden in einem kleinen Stadtzentrum unweit der Quelle, von dem kaum noch Spuren zu sehen sind.
Das heutige Stadtzentrum von Yverdon-les-Bains weist drei Fussgängerachsen auf, die in den zentralen Platz am Fuss des Schlosses münden. Der Entwurf dafür geht auf die Zeit der Savoyer zurück, genauer auf Herzog Peter II. von Savoyen, den Erbauer dieser Vierturmanlage. Am Hauptplatz sind alle wichtigen Gebäude der Stadt versammelt: Kirche, Rathaus, Stadtgasthaus und natürlich das Schloss.
Nach dem Abzug der Savoyer und der darauf folgenden bernischen Besatzung gewinnt Yverdon-les-Bains an Unabhängigkeit. Der intellektuelle Aufbruch der Aufklärung und später der Bau der Eisenbahn ziehen wirtschaftlichen Aufschwung nach sich. Das Thermalbad macht die Stadt seinerseits zu einer Tourismusdestination, deren Belle-Époque-Charme durchaus an französische Seebäder erinnert.

Heute und morgen

In der Vergangenheit stecken geblieben ist die Stadt allerdings nicht; sie ist vielmehr den Zeitströmungen gefolgt: Ihr Zentrum ist den Fussgängerinnen und Fussgängern vorbehalten, und Angebote für Spaziergänge und Velotouren machen sie zum idealen Ausflugsziel.
Es macht Freude, durch die Gassen zu streifen, die bunten Häuserfassaden zu betrachten und in einem der Strassencafés einzukehren. Das Stadtzentrum ist immer lebendig und bietet zahlreichen kulturellen Aktivitäten Raum. Unter den Museen von Yverdon sticht die Maison d’Ailleurs besonders hervor. Das einzige Science-Fiction-Museum Europas lädt zu einer faszinierenden Reise von Jules Verne bis zur Popkultur ein. 
Zum Abschluss eines ereignisreichen Tages bieten die Innen- und Aussenbecken des ein wenig abseits der Fussgängerzone gelegenen Thermalbads eine willkommene Entspannung. Seinem Wasser werden verschiedene Heilkräfte zugeschrieben. Ein Kurzentrum und ein unlängst renoviertes Belle-Époque-Hotel ergänzen das Angebot. 

Autobahn gebaut, Natur gerettet

Die überaus reiche Natur ist dem Wechsel zwischen Mooren, feuchten Waldpartien und seichten Uferzonen zu verdanken. Sie beherbergen gegen 800 Pflanzen- und 10 000 Tierarten, dies entspricht einem Viertel der Schweizer Fauna und Flora. Zur Grande Cariçaie gehören heute acht Naturreservate.
Interessanterweise hat ein Autobahnprojekt zum Schutz des Gebiets geführt: In den 1970er-Jahren sollte das Trassee der N1 (heute A1) am naturbelassenen Seeufer entlangführen. Eine starke Mobilisierung – vier Millionen Franken und 560 000 innerhalb von drei Monaten gesammelte Unterschriften – führte dazu, dass die Linienführung ins Hinterland verlegt wurde.

Erforschen, betrachten, zuhören

Von Champ-Pittet aus lädt ein ausgedehntes Wegnetz dazu ein, die Grande Cariçaie zu erkunden. Holzstege durch die Moorlandschaft ermöglichen es, in die Feuchtwiesen und ins Schilf einzudringen und von dort aus die Wasservögel zu beobachten. Ein hölzerner Beobachtungsturm ist geschickt in die Landschaft eingebettet. Von seinen drei Ebenen aus lässt sich auf drei Seiten hinaus die Vogelwelt beobachten, je nach Jahreszeit sogar begleitet von quakenden Fröschen.
Auf dem Waldpfad hingegen sind die Vogelstimmen präsenter als die Laute der Amphibien. Der Auenwald überrascht mit seiner hohen Artenvielfalt. Weiden, Eichen, Kiefern und Eschen bieten einen der hiesigen Tierwelt angepassten Lebensraum. Dazu gehören zahlreiche seltene und bedrohte Arten. 

Informationen

Unterkunft: Grand Hôtel und Thermalbad, www.bainsyverdon.ch
Restaurants: Café de la Promenade für Produkte aus der Region und die attraktive Ausstattung (Rue des Jordils 23), Double R für die Burger (Rue du Collège 4), Bäckerei Gerber Wyss für die Kaffeepause in nettem Rahmen (Rue du Four 1), Café l’Intemporel für die Atmosphäre und die grosse Palette handwerklich gebrauter Biere (Rue du Lac 8).

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