Ich paddle, du paddelst…

Vor einigen Monaten radelten wir der alten Aare entlang von Solothurn über Altreu nach Biel. Weil wir damals längst nicht alles gesehen haben, was es zu sehen gibt, nehmen wir noch einmal Kurs auf diese schöne Landschaft. Diesmal auf dem Wasser.

Die Velos bleiben ausnahmsweise im Keller. Vielleicht sind sie insgeheim eifersüchtig auf die Kanus, die wir heute mieten wollen – sie verpassen einen Ausflug in ein kleines Paradies. Büren an der Aare: Die Kirchenglocke schlägt viertel vor zehn, als wir im charmanten mittelalterlichen Ort ankommen. Wo wir uns gleich inmitten einer Welt von Zuckerrüben und Topinambur befinden. Auf der Hauptstrasse hat ein Traktor einen Teil seiner Ladung an Frühkartoffeln verloren. Es juckt uns in den Fingern, sie aufzulesen und einen Salat daraus zu machen, doch wir haben anderes vor. Ein paar Schritte weiter erwartet uns Frau Werro, unsere Instruktorin.

Der Lauf der alten Aare hat nichts Beängstigendes an sich. Im Gegenteil, seit der zweiten Korrektur des Kanals um 1970 scheint der Fluss hier für immer und ewig vor sich hinzudösen. Doch, wie es so schön heisst, stille Wasser gründen tief. Deshalb sind wir froh um die Ratschläge von Frau Werro. Umso mehr, als das unsere Wassertaufe ist.

Mit dem Paddel in der Hand entfernen wir uns vom Ufer. Unsere Instruktorin ist an Land geblieben und winkt zum Abschied. Das Schicksal sei uns gnädig, nun sind wir ganz allein auf uns gestellt. Die ersten Meter sind seltsam, wir versuchen mehr schlecht als recht, unsere Bewegungen zu synchronisieren. Aber nach und nach finden wir unseren Paddelrhythmus. Die Fortbewegung auf dem Wasser wird automatischer, und wir können uns auf das konzentrieren, was wirklich zählt: die Landschaft um uns.

Dann wagen wir uns in die Windungen des «Häftli». Hier wird es wilder, die Landschaft würde den idealen Rahmen für ein Abenteuer von Indiana Jones abgeben. In Tat und Wahrheit handelt es sich um ein Naturschutzgebiet für Tausende von Wasser- und Zugvögeln. Über 200 Arten wurden hier verzeichnet. Leider haben wir kein Glück, die Enten spielen heute im Schilf Verstecken. Immerhin sehen wir ein paar Reiherenten und eine Handvoll Lappentaucher. Und da, ist das nicht eine Tafelente in der Mauser? Nein, es handelt sich um eine Pfeifente. Ihr gelb-oranger Fleck auf dem roten Kopf hat sie verraten. Während wir uns damit vergnügen, unsere ornithologischen Grundkenntnisse zu testen, will uns plötzlich ein quer hineinragender Ast den Weg abschneiden. Mit ein paar geschickten Paddelbewegungen umschiffen wir das Hindernis und setzen unseren Weg mit einer plötzlichen Kühnheit fort, die uns erfasst hat.

Auf halbem Weg, während Altreu und seine Störche näherkommen, lädt uns das Ufer mit seinen Trauerweiden zu einer Pause ein. Wir rudern seit ungefähr zwei Stunden und müssen unsere Batterien neu aufladen. So legen wir an einem geeigneten Plätzchen an und packen voller Vorfreude unsere Sandwiches aus. Paddeln macht hungrig… doch es bleibt uns noch genügend Zeit, um Solothurn vor dem Einnachten zu erreichen.

Nützliche Infos

Route: Kanuausflug auf der alten Aare, von Büren an der Aare nach Solothurn, Dauer zirka vier Stunden.

Boote: Kanumiete bei «Globepaddler Bielersee», kurze Instruktion und Abfahrt in Büren an der Aare.

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