Im Nebel zum Bad

Eine Wanderung von Trub nach Luthern Bad im Kanton Luzern: Die mittelschwere Tour führt durch ruhige Wälder über erstaunlich schroffe Emmentaler Grate und über abenteuerliche Wiesen.

Es ist ein nebelverhangener Tag, den wir uns zum Wandern ausgesucht haben. Das eigentlich liebliche Emmental duckt sich unter den Nebel und man wähnt sich in Schottland. Die Tannen wirken grimmig, selbst die Kühe auf der Weide scheinen leicht zu frösteln. Und die ersten Lebewesen, denen wir begegnen, gucken verdattert: Zwei Katzen stehen auf dem asphaltierten Weg, der von Trub, Fankhaus (Schulhaus), zu einem Biobauernhof führt. Wir folgen den Wegweisern Richtung Hochänzi, bald weg vom Asphalt und nach einem ersten, ruppigen Anstieg, gehen wir auf angenehmen Waldwegen. Diese sind zwar schmal, wären aber auch mit Schneeschuhen gut begehbar. Konzentration ist nötig, denn im Nebel und beim Plaudern übersieht man die Schilder leicht. An einem schönen, klaren Wintertag lenkt wohl eher die schöne Aussicht ab. Auf der Milchpachalp treffen wir Kühe hinter Stacheldraht. Wir folgen dem Waldpfad – teilweise ist dieser nun sehr nahe am Abhang. Stellen wir ihn uns mit Schnee vor, kommen kurz Zweifel auf: Ob die Route wohl nur für erfahrene Tourengängerinnen  und Tourengänger geeignet ist? Zwei, drei Stellen wirken rutschig und könnten mit Eis ungemütlich werden.

Interessierte Vierbeiner

Weiter geht’s zum Surebode, wir kommen an einem imposanten  Stechpalmenbusch vorbei. Auf dem Sureboden verlieren wir kurz die Orientierung, die beiden Pferde auf der Weide wirken belustigt. Der Inhalt unserer Rucksäcke interessiert sie – wir möchten lieber wissen, wie wir aus dem Nebel heraus- und aufs Hochänzi hoch finden. Das Mobiltelefon ist ein schlechter Ratgeber, Googlemaps schwadroniert von mehr als 5 Stunden Wegzeit. Das Gerät landet dort, wo es hingehört: In den Untiefen des Rucksacks. Hilfe bietet die Wanderkarte Emmental (Napf-Entlebuch) im Massstab 1:60‘000. Wir merken, dass der Weg tatsächlich etwas abwärts geht und danach nochmals ansteigt. Genauso ist es, erleichtert verlassen wir die Pferdeweide. Das Hochänzi kommt nun in Sichtweite, ein Hirsch im Nebel entpuppt sich als Wegweiser. Wir verschnaufen und lesen die Infotafeln über die Menschen, welche das Emmental im 19. Jahrhundert Richtung USA verlassen haben. Erste Schneeflocken tanzen vom Himmel, wir freuen uns auf den Winter.

Thermosflasche nicht vergessen

Es empfiehlt sich, den Rucksack gut zu füllen: Auf dem Hochänzi finden wir zwar eine sympathische Selbstbedienung, mit leckerem Gebäck und gutem Käse. Ob aber nach dem Abzug der letzten Rinder der Kühlschrank und der Krug mit heissem Wasser weiterhin gefüllt werden, scheint uns fraglich. Die Pause auf den Holzbänken tut gut, der warme Tee wärmt gut durch. Gestärkt machen wir uns auf den Weg Richtung Niederänzi. Es geht rabiat runter, mit Schneeschuhen sicher angenehmer als mit Wanderschuhen. Nach gut zwanzig Minuten erreichen wir das Niederänzi. Dort gibt es eine Alpwirtschaft, offen von Mai bis Oktober. Also weiter nach Luthern Bad – wir freuen uns auf eine warme Suppe. Von den beiden ausgeschilderten Wegen nehmen wir den nach links, weniger steil, aber etwas länger. Wir wandern wieder gemächlich durch den Wald und verzichten auf den Schlenker via Ey. Der Wegweiser warnt vor einem steilen Weg – im Emmental gilt es dieser Warnung Glauben zu schenken.

Wild im Wallfahrtsort

Glaube prägt auch unsern Zielort: Luthern Bad ist seit 430 Jahren ein Wallfahrtsort. In der Nacht vor Pfingsten 1581 erschien dem gichtkranken Jakob Minder die Muttergottes im Traum, gab ihm den Hinweis, hinter dem Haus nach Wasser zu graben und sich darin zu waschen. Minder nahm den Traum ernst und wurde geheilt. Seither zieht das «Badbrünnli» Menschen von nah und fern an. Wir spazieren am Jakob-Minder-Kreuz vorbei, das den Weg zur Kapelle weist, und kommen auf den Dorfplatz. Im Gasthaus Hirschen ist es warm, wir geniessen, was die örtlichen Jäger erlegt und die Küchenmannschaft köstlich zubereitet hat, nämlich Hirsch- und Gemspfeffer, mit hausgemachten Spätzli. Der Rundgang durch den Ort fällt danach kurz aus: Es gibt pro Tag fünf Busverbindungen, etwas Planung ist nötig. Das Kultur-Bad im ehemaligen Schulhaus ist bestimmt einen Besuch wert, noch bis 27. November ist eine Fotoausstellung zum Napfbergland zu sehen.

 

Nützliche Informationen

 Die beschriebene Wanderung ist auch mit Schneeschuhen möglich, Schwierigkeitsgrad: mittel.

Ausgangspunkt ist Trub, Bushaltestelle Fankhaus (Schulhaus), Zielort Luthern Bad.

Wanderzeit: rund 4 Stunden, rund 13 Kilometer, 500m hoch, 500 Meter runter

Information zu Luthern Bad: www.luthern-bad.ch

 

Mit Schneeschuhen durch die Napflandschaft

Luthern Bad ist im Winter Ausgangspunkt für zwei gut ausgeschilderte Schneeschuhrouten: Die einfache führt in 1,5 Stunden von Luthern Bad nach Badegg (3,8km).

Länger und anspruchsvoller ist die Tour von Luthern Bad auf den Napf: Für die 8,8 Kilometer muss man 4 Stunden einberechnen.

 Tourenbeschrieb unter http://www.globaltrail.ch/de/schneeschuhrouten/luzern.html

|
Diese Seite wird nur mit JavaScript korrekt dargestellt. Bitte schalten Sie JavaScript in Ihrem Browser ein!
.hausformat | Webdesign, TYPO3, 3D Animation, Video, Game, Print