Jung, gemütlich und kulturell

Farbige Sicht auf die Stadt vom gläsernen Regenbogen aus, der auf dem Kunstmuseum «ARoS» thront.

Ab in den Norden zur Entdeckung der zweitgrössten Stadt Dänemarks. Der Zug führt uns mitten ins Zentrum von Aarhus, Universitätsstadt und Hauptstadt des Lächelns. Die Winterstimmung in ihren Strassen lädt zur «Hygge» ein, dem dänischen Glücksrezept.

Internationale Reisen sind bereits seit einiger Zeit wieder möglich, der Nachtzug ist im Aufwind. Hat es nicht etwas Magisches an sich, sich vom Schaukeln des Zuges in den Schlaf wiegen zu lassen, um danach mehrere Hundert Kilometer von zu Hause weg zu erwachen? Der Nachtzug, der Zürich mit Hamburg verbindet, ist ein hervorragender Ausgangspunkt, um Skandinavien zu entdecken.
Das Leben in Dänemark ist praktisch wieder wie früher. Im September wurde die Maskenpflicht vollständig aufgehoben, die Menschen haben den Herbst mit ihrem befreiten Lächeln begrüsst. Dem berühmten Kopenhagen ziehen wir diesmal die kleine Schwester Aarhus vor. Die dänische Stadt, gemäss «Lonely Planet» 2016 zweitbestes Reiseziel für einen Besuch in Europa und Europäische Kulturhauptstadt 2017, hat einige hübsche Argumente zu bieten. Sie liegt an der Ostküste der Halbinsel Jütland, genau in der Mitte Dänemarks.
Einmal umsteigen in Hamburg am frühen Morgen und schon sind wir in Aarhus. Beim Verlassen des Bahnhofs ist die Luft frisch, aber es herrscht emsiges Treiben. Die Menge flaniert in der Einkaufsstrasse, während hoch oben Menschen auf Leitern erste Weihnachtsbeleuchtungen aufhängen. Am Himmel lachen die Möwen um die Wette. Schon in wenigen Stunden wird es eindunkeln.

Alles zu Fuss

Das Stadtzentrum von Aarhus ist ziemlich klein und fast vollständig Fussgängerzone. Entsprechend leicht lässt es sich zu Fuss besuchen. Doch auch das Velo hat seinen Platz und profitiert von breiten, durchgehenden Velowegen, was den Reisenden aus der Schweiz natürlich gefällt.
Das Quartier Latin, das neuralgische Zentrum von Aarhus, ist eines der ältesten und charmantesten. In seinen hübschen Gassen reihen sich kleine Boutiquen, modische Restaurants, einladende Cafés und Handwerkateliers aneinander. Danach gelangt man in die Flaniermeile Søndergade, den idealen Ort für alle, die ein paar Einkäufe bei internationalen Marken erledigen wollen. So landen wir auf unserem Spaziergang schliesslich bei der eindrücklichen Kathedrale von Aarhus. Die vor über 800 Jahren erbaute Kirche ist die zweithöchste des Landes.
Ein Besuch von Aarhus wäre nicht vollständig ohne Møllestien, die schönste Strasse der Stadt. Die Anfänge der kleinen Pflasterstrasse gehen auf das Mittelalter zurück, die heutigen Fachwerkhäuser stammen aber eher aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Modernität am Ufer

Dem traditionellen Anblick der Altstadt steht ein modernes und kunstvolles Ambiente gegenüber. Von den Cafés des Stadtzentrums geht es zu Fuss in wenigen Minuten zum Hafen, wo sich die Kanäle mitten durch ein Mosaik makelloser Bauten schlängeln. Hier sind wir im Quartier Aarhus Ø, das gerade richtig boomt. 

Am Ufer einer wilden Ostsee sind Kräne und Baumaschinen im Einsatz, um supermoderne Türme mit schlichtem Design zu errichten. Das sind die Gebäude von Isbjerget, einer futuristischen, geometrischen und kühlen Szenerie.

Vor etwas über zehn Jahren hat Aarhus eines der europaweit grössten Entwicklungsprojekte am Meer in Angriff genommen. Der frühere Containerhafen Nordhavn wird zu einem Wohn-, Bildungs-, Handels- und Freizeitgebiet umgestaltet. Nach seiner Fertigstellung soll das Quartier bis zu 12 000 Personen und 10 000 Arbeitsplätze beherbergen.

 

Kunst in der Strasse

 

Aarhus ist eine dynamische Universitätsstadt, was ihr eine besondere Energie verleiht. Beim Spazieren nimmt man sich gerne Zeit, um vor den einzigartigen Street-Art-Werken, die ihre Mauern zieren, zu verweilen. 

In Godsbanen kommt man ins Refugium der Künstlerinnen und Künstler. Das ehemalige Industriegebiet umfasst heute Konzert und Veranstaltungsorte, Handwerkateliers, Studios und ein Café-Restaurant. Die Kunstschaffenden haben den Aussenraum in Besitz genommen und ihre Häuser in Form von Containern oder Jurten erbaut.

 

Ein paar Stunden im Museum

 

Mit seinem gläsernen Regenbogen-Heiligenschein auf dem Dach ist «ARoS» das Lieblingssujet aller Postkarten der Stadt. Und das meistbesuchte Kunstmuseum Skandinaviens ist absolut einen Besuch wert. Sei man nun Kunstliebhaberin oder nicht, das Gebäude besticht durch seine Architektur; inspiriert von Dantes «Divina Commedia» besteht es aus neun Stockwerken, die die neun Kreise der «Hölle» darstellen. Der Besuch des Museums beginnt in den Sälen im Untergeschoss, bevor man durch verschiedene Räume und Ausstellungen geht, die schliesslich ins «Paradies» führen. Ganz oben wartet ein Rundumpanorama mit Blick auf die ganze Stadt durch den psychedelischen Filter der farbigen Fenster.

Im Freilichtmuseum «Den Gamle By» («Die Alte Stadt») laden echte historische Gebäude – die ins Museumsgelände versetzt oder hier neu aufgebaut wurden – zu einer Aarhuser Geschichtsreise in drei Etappen (1864, 1927 und 1974) ein. In diesem historischen Dekor lassen Schauspielerinnen und Schauspieler die Vergangenheit aufleben: In einem Bürgerhaus aus dem 19. Jahrhundert schaut eine Frau in zeitgemässem Kleid zum Feuer, während sich ihr Begleiter um die Tiere kümmert; zwei Gärtner giessen die Kräuter bei den Treibhäusern; ein Mann mit Zylinder überquert die Pflastersteine des Dorfplatzes; in der Ford-Garage macht sich ein Mechaniker im Ölgeruch an einem Motor zu schaffen; in einem Schuppen, aus dem ein ABBA-Hit ertönt, repariert der Verkäufer einen echten Radioapparat aus dem letzten Jahrhundert.

Wer sich für politische Themen interessiert, besucht das «Kvindemuseet» – das Museum der Frauen im ehemaligen Rathaus von Aarhus. Es ist der Geschichte der feministischen Kämpfe um Gleichberechtigung in Dänemark gewidmet. Das interaktive, gut erklärte Museum regt zu interessanten Überlegungen an. 

 

Glück auf Dänisch

 

Man sagt, die Bewohnerinnen und Bewohner von Aarhus seien die glücklichsten Menschen von Dänemark. Vom Herbst an laden die immer kürzer werdenden Tage zur Entschleunigung ein. Man flaniert also gemütlich in den Strassen oder versüsst sich das Leben in einem der zahlreichen Cafés im Stadtzentrum. Ebenso kann man ein paar Stunden im gedämpften Ambiente der «Dokk1» verbringen. Das Gebäude mit Bibliothek, Kulturzentrum und Spielplatz zieht ein vielseitiges Publikum an. Von seinen Glasfenstern aus sieht man auf die Stadt und die Strandpromenade.

Hinter den Mauern der Hauptstadt des Glücks hat sich der «Hygge»-Kult ausgebreitet. Seit einigen Jahren ist das schwer übersetzbare Konzept über Dänemark hinaus bekannt. Es bezeichnet eine angenehme, gemütliche Stimmung, ein bisschen «wie zu Hause». Ein paar Kerzen, eine heisse Schokolade, ein gutes Buch und ein Gespräch mit den Liebsten sind weitere Zutaten zum – fast geheimen – Glücksrezept.

 

Die Reise wurde unterstützt von Glur Reisen in Basel und der Deutschen Bahn.

 

 

Praktische Informationen

Anreise:
Mit dem Nachtzug Zürich−Hamburg, anschliessend mit dem Zug Hamburg−Aarhus (direkt
oder via Odense).

Gute Adressen:
Raadhuus Kafeen: Für ein traditionelles dänisches Essen, nahe beim Kunstmuseum «ARoS».
Great Coffee: Für einen Kaffee im industriellen Rahmen einer ehemaligen Schokoladefabrik, im Quartier Latin.
Lynfabrikken: Für eine leichte Hipster-Stimmung und eine tolle Aussicht. Auf dem Dach der ehemaligen Textilfabrik trinkt man einen hervorragenden Kaffee und bestaunt die Stadt.
Aarhus Streetfood: Für kulinarische Spezialitäten aus aller Welt zu erschwinglichen Preisen, in einem alten Busdepot nicht weit vom Bahnhof.
Gastromé: Für Gastronomie von hoher Qualität, mit Guide Michelin-Stern 2021.

Tipp:
Mit der «AarhusCARD» profitieren Sie von Rabatt in zahlreichen Museen sowie Gratisnutzung des öffentlichen Verkehrs.
 

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