Touren in die Natur

Mit dem Nightjet ins Wunderland

Aufs Matterhorn führt eine Zahnradbahn und alle 15 Minuten wird es Nacht: Willkommen im Miniatur-Wunderland in Hamburg. Wer sich etwas Zeit nimmt, entdeckt in der grössten Modelleisbahnanlagen der Welt aberwitzige Details.

Nein, der Nightjet ist kein Flugzeug, auch wenn es der Name suggeriert. Nightjet heissen die Nachtzüge, welche die Österreichischen Bundesbahnen im letzten Dezember von der CityNightLine bzw. der Deutschen Bahn übernommen haben und seither erfolgreich betreiben. Die Anreise mit dem Zug ist eine komfortable und umweltfreundliche Alternative für den Besuch des Miniatur-Wunderlands in Hamburg.

Seit Juli 2000 gibt es die Modell-Länderwelt, die seinesgleichen sucht. Auch wenn es die grösste Modelleisenbahnanlage der Welt ist, sind es nicht die Züge, die dominieren. Vielmehr sind es die Landschaften und die unzähligen Details, welche die Besucher zum Staunen bringen. An wunderschöner Lage in der alten Speicherstadt werden auf einer Fläche von 1490 Quadratmetern zurzeit auf neun Abschnitten Landschaften aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Skandinavien und der USA «en minature» im Massstab 1:87 gezeigt. 

Die vielen alltäglichen und speziellen Szenen machen das Besondere des Miniatur-Wunderlandes aus. So entdeckt man in Mitteldeutschland neben einer «Kirmes» («Chilbi») mit voll funktionstüchtigen Attraktionen und einer Freilichtbühne, auf der «Romeo und Julia» aufgeführt wird, auch die Bergung einer Wasserleiche durch Polizei und Feuerwehr oder ein Liebespaar im Sonnenblumenfeld.

Knuffingen ist überall

Die Stadt Knuffingen ist der einzige Ort der Anlage, der kein reales Vorbild hat. Es ist eine Fantasiestadt, wie sie überall in Deutschland stehen könnte – die Erbauer haben sie zwischen Harz und Alpen angesiedelt. Obschon Knuffingen nur 6000 Einwohner hat, verfügt die Stadt über einen internationalen Flughafen, auf dem alle grossen Airlines starten und landen. Zugegeben: Es gibt umweltfreundlichere Verkehrsmittel als das Flugzeug, aber faszinierend ist es schon, wenn eine A380 von «Emirates» die Triebwerke aufheulen lässt, über die Startbahn schiesst und abhebt. Und im Wunderland tut er dies völlig emissionsfrei!

Hamburg nimmt mit 200 Quadratmetern einen grossen Platz ein, und es sind alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Hansestadt vertreten: Der «Michel», die Speicherstadt als Heimat des Wunderlands, die Davidswache auf der Reeperbahn und natürlich die soeben eröffnete Elbphilharmonie. Letztere ist auch «en miniature» ein beeindruckendes Bauwerk. Im Wunderland öffnet es sich auf Knopfdruck und bietet ein exklusives Mini-Konzert. Gekostet hat das Modell der Elbphilharmonie nur 350 000 Euro – das Vorbild ist mit 866 Millionen Euro etwas teurer geworden.

Durch den Tunnel nach Las Vegas

In direkter Nachbarschaft zu Hamburg ist – Amerika! Und es gibt sogar einen Eisenbahntunnel, der Hamburg mit Las Vegas verbindet! Donald Trump wird froh sein, dass der Tunnel nur im Wunderland existiert – in der Realität würde er ihn wohl zumauern oder sprengen lassen…

Im Gegensatz zur realen Welt ist der Grand Canyon nur durch einen Highway vom Mount Rushmore getrennt, in den Köpfe der amerikanischen Präsidenten Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln gemeisselt sind.

Porta Alpina und Stau

Bei der über zwei Stockwerke reichenden Schweiz sind die Landschaften den Kantonen Tessin, Graubünden und Wallis nachempfunden. Ein Teil des Gebirges mit fast sechs Metern Höhe soll das Matterhorn zeigen, auf das in Hamburg gar eine Zahnradbahn führt. Weitere Höhepunkte sind der unterirdische Bahnhof Porta Alpina, den es leider nur im Modell gibt oder ein Open-Air-Festival mit DJ Bobo, auf dem sich über 20 000 handgeklebte Figuren tummeln. Und auch etwas wenig Erfreuliches hat es ins Wunderland geschafft: Der Stau auf der A2, der Gotthard-Autobahn. Auto reiht sich  an Auto, Lastwagen an Lastwagen – wie in der Realität, nur das es zum Glück nicht stinkt. Ein Leckerbissen im wahrsten Sinn des Wortes ist dafür die Schokoladenfabrik. Durch einen Querschnitt lässt sich beobachten, wie die einzelnen Produktionsschritte von der Kakaobohne bis zur fertigen Tafel Schokolade ablaufen.  Und zu guter Letzt fällt dem Besucher eine Miniatur-Tafel echter Schokolade in die Hände!

Kitschige Ferien

«Dolce far niente» am Strand der Cinque Terre: Im Italien-Abschnitt, dem neusten Teil der Anlage, kommt Ferienfeeling auf, auch wenn das Meer etwas zu kitschig blau ist und wohl eher einem Wunschdenken als der Realität entspricht. Imposant und beeindruckend ist Rom mit dem Kolosseum, dem Petersdom und dem Bahnhof Termini.

Alle 15 Minuten wird es Nacht im Wunderland. Dann zaubern 385 000 LED-Lämpchen eine ganz besondere Stimmung in die Anlage. Der Wechsel vom Tag zur Nacht und umgekehrt geschieht nicht abrupt, sondern dank einer automatischen Lichtsteuerung dunkelt es langsam ein und wird langsam wieder hell.

Früh aufstehen lohnt sich

Bei einer Million Besucher jährlich kann es sehr voll sein im Wunderland. Dann findet man kaum Platz, um die vielen Details aus der Nähe zu betrachten. Es empfiehlt sich deshalb ein Besuch am frühen Morgen, unmittelbar nach der Türöffnung. Da kann es zwar gut sein, dass noch Schienenreinigungsfahrzeuge über die Anlage flitzen, aber man hat freien Blick auf alles. Mit etwas Glück trifft man einen der beiden Zwillingsbrüder Braun, die Gründer des Miniatur-Wunderlandes, bei ihrem morgendlichen Kontrollrundgang. Denn bei 15 400 Metern Gleisen, 1 380 Signalen und 1 040 Zügen ist es keine Selbstverständlichkeit, dass alles reibungslos funktioniert.

Wer selber Modelleisenbahner ist, weiss es: Eine Modelleisenbahnanlage ist nie fertig. So wird auch das Miniatur-Wunderland ständig erweitert und neue Welten kommen dazu. Konkret geplant sind zurzeit Venedig, das in den Italien-Teil eingebaut und bereits in diesem Jahr eröffnet werden soll, Monaco mit der Formel 1-Strecke, Grossbritannien, das witzerweise mit einer Brücke mit dem Rest der Anlage verbunden werden soll und Frankreich/Benelux.

Nützliche Informationen

Anreise mit dem «Nightjet» (Nachtzug der ÖBB) ab Basel oder Zürich.

Infos/Buchung unter  www.sbb.ch/nightjet oder www.nightjet.com

Ab Hamburg Hbf. Buslinie 6 bis Haltestelle «Auf dem Sande/Speicherstadt» oder U3 (Richtung Barmbeck) bis Haltestelle «Rödingsmarkt». Tickets/Tageskarten sind online unter www.hvv.de(oder via entsprechender App) erhältlich.

Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen: 

www.miniatur-wunderland.de

Wie empfehlen, die Tickets online zu kaufen. Schliessfächer sind gratis verfügbar, Gepäckaufbewahrung/Garderobe gegen eine kleine Gebühr.

--> mehr Bilder unter <link mitglieder services magazin external-link>verkehrsclub.ch/magazin

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