Musse geniessen statt Après-Ski

«Hôtel de La Chaux-d'Abel» im Jura: Richtig «ankommen» tut erst, wer den Weg ans Ziel unter die Skis nimmt.

Rummelige Schneesportdestinationen gibt es genügend. Ein stimmiges Winterhotel muss aber nicht in einem mondänen Kurort stehen; wir haben dem besonderen Reiz von fünf der abgelegensten Herbergen nachgespürt.

Das Glarnerland aus der Vogelschau

Der Blick ist gleichermassen überraschend wie imposant: Auf das ganze Glarnerland hinunter sieht man, und über die Ostschweizer Hügel bis nach Deutschland. Fernglas statt Fernseher auf dem Zimmer macht da Sinn – wer kennt denn schon die Glarner Berge, ausser Tödi und Glärnisch? Es ist drum auch mutig, dass Sara und Romano Frei-Elmer in diesem Krachen auf 1600 Metern, wo man erst mit Alpentaxi und Seilbähnchen hingelangt, ein topmodernes Hotel eröffnet haben. Als langjährige Hüttenwarte der populären nahen Leglerhütte des SAC wussten sie aber um das grosse Potenzial des Freibergs Kärpf, des ältesten Wildschutzgebiets Europas.
Bewusst wollten die jungen Hoteliers keine Sterne, damit weiterhin «aller Gattig Lüüt» einkehren mögen. Das sind im Winter Schneeschuh- und Skitourenläuferinnen und auch mal Eisfischer und -taucherinnen, die im nahen Garichti-Stausee ihrer Passion frönen. Vom Standard her konnte es das «Berghotel Mettmen» gewiss mit mehrsternigen Häusern aufnehmen: Standesgemäss ist auch der abendliche Überraschungsviergänger. Und darnach lasst sich mit einem Hirnibigger oder Hexatröpfli, den Lokalbränden, wunderbar abheben.

Weitere Infos:
www.berghotel-mettmen.ch

Wo der Sternenhimmel am klarsten ist

Wer das «Grimsel Hospiz» anpeilt, hat Superlative gewählt: Es ist das Hotel mit der abenteuerlichsten Anfahrt. Die Anreise ist nur per Werktransport möglich: Ab Handegg mit der Transportseilbahn, in Gerstenegg wird auf den Stollenshuttle umgestiegen, der einen fast 4 Kilometer weit durchs Kraftwerkseingeweide fährt. Wie in Science-Fiction-Filmen öffnen und schliessen sich Tore automatisch und eröffnen zwischendurch den Blick auf riesige Kavernen und Turbinen.
Im Sommerloch (ausgerechnet!) muss zu guter Letzt nochmals auf eine kleine Seilbahn gewechselt werden. Einmal beim Hospiz angelangt kann man sich dem süssen Nichtstun hingeben – abschalten, entschleunigen. Das Kaminfeuer lockt zum schmöckern in der regionalen Literatur – der Geschichte der Grimselwelt und des «Grimsel Hospiz», das 1142 schon das erste urkundlich erwähnte Gasthaus der Schweiz war. Durch den Bau der Staumauer wurde das Alpinhotel in seinem charakteristischen Granitmauerwerk 1927 auf dem lawinensicheren Felskopf Nollen neu errichtet. Vor gut zehn Jahren wurde es von Grund auf nachhaltig erneuert; so wird das gesamte Haus mit der Abwärme aus der Stromproduktion beheizt. Durch die stilgetreue Renovation erfüllte es aber gleichwohl die Auflagen, um als Swiss Historic Hotel klassiert zu werden.
Die schönste Beschäftigung auf fast 2000 Meter ist wohl aber, das Wetter zu geniessen. Der 20-minutige Rundweg über den Nollen eignet sich dazu bestens. Er reicht auch, um sich den Appetit fürs Abendessen zu holen; auf weissen Tischtüchern wird ein erlesenes 4-Gang-Menu aufgetragen. Schliesslich sind wir in einem alpinen Viersternhaus zu Gast.
Es sind aber noch mehr Sterne zu haben – draussen im Hot Pot. Wer bei 10 Grad minus im wohlig warmen Wasser blubbert, glaubt sich dem Sternenhimmel näher als irgendwo sonst. Bei Schneetreiben kann man sich auch in die Fass-Sauna verziehen. Insgeheim wünscht man sich, hier oben eingeschneit zu werden – was bei akuter Sperrung der Zubringerstrasse ab Innertkirchen gelegentlich sogar passieren soll …


Weitere Infos:
Wer doch etwas Erlebnis sucht, muss in den Berg hinein: die KWO, «Hausherr» der Grimselhotels, bieten Kraftwerksführungen und eine Besichtigung der Kristallkluft.
www.grimselwelt.ch/grimselhotels/grimselhospiz/winter
 

Winterprogramm plus Forelle ganz blau

Die Lage ist an sich schon erhaben auf 1920 Metern. Und das Hotel setzt gleich noch eins drauf mit dem Attribut «Europas höchstgelegenes Viersternhotel an einem See». Jedenfalls hat das «Frutt Mountain Lodge» diesen traditionsreichen, im Winter autofreien Kurort aus seinem Dornröschenschlaf geweckt. Obschon es mit seinem markanten Kubus die Dimension des beschaulichen Ortes etwas sprengt. Gleichwohl stellt sich in der Lobby und der Bar sehr wohl ein behaglich-gediegenes Lodge-Feeling ein. Und den auf dieser Höhe feudalen Wellnessbereich mit Panoramablick nimmt man gerne als Zugabe. 
Ein grosser Pluspunkt ist die Vielfalt des sportlichen Angebots: Ski- und Tourenfahren rund ums Hochplateau, Langlaufen auf einer der schönsten Höhenloipen der Schweiz, Schneeschuhlaufen im attraktiven Karstgelände und Schlitteln auf der längsten Schlittelbahn der Zentralschweiz nach Stockalp (8 Kilometer). Und als Exklusivität lockt noch Eisfischen im Melchsee – die Forelle darf man im Hotel braten lassen!


Weitere Infos:
Zum «Frutt Mountain Resort» gehört auch das preiswertere «Lago Lodge», das sich für Familien empfiehlt.
www.fruttmountainresort.com
 

An der Langlauf-Magistrale, aber im Nirgendwo

Eigentlich kann man mit der Chemin de fer du Jura bis knapp zwei Kilometer ans Hotel fahren, nach La Ferrière, dem einzigen Berner Zipfel in den Freibergen. Und Hotelière Gabriela Haas holt einen gerne am Bahnhöfchen ab. Doch richtig «ankommen» tut erst, wer den Weg ans Ziel unter die Skis nimmt; von dieser Lage sind ja auch vor allem Langläuferinnen und Langläufer angesprochen – direkt an der «Magistrale» der Franches Montagnes. Schon gleich zu Beginn geht’s juramassig coupiert los – und wie aus dem Nichts erscheint dann die Auberge, auf einer Kuppe auf 1065 Metern. Und wenn einem nach dem Einchecken das Handy sagt «Netzverbindung verloren», dann ist man endgültig angekommen – abschalten! Da vermisst man auch keinen Fernseher. Wenn nicht verkehrstechnisch, so mindestens gefühlt ist man hier völlig «ab vom Schuss», am einen Ende der Schweiz.
So nüchtern sich das «Hotel de La Chaux-d’Abel» von aussen präsentiert, so charmant ist es im Innern eingerichtet, ganz im Landhausstil. Jedes der 20 Zimmer ist individuell möbliert und hat einen eigenen liebevollen Namen. Im Salon gibt‘s Piano und Kaminfeuer, und im Speiseraum steht ein gemütlicher Kachelofen.


Weitere Infos:
Das Hôtel hat eine eigene Zubringerspur zur «Magistrale» quer durch die Freiberge. 
www.hotellachauxdabel.ch
www.skidefond.ch

Seilbahnbunker zu Landmark veredelt

Solch auffällige Gebäude in solcher Höhe (genau 2112 Meter) sind sonst nur hässliche Seilbahnstationen. Genau so eine war das Hotel «Chetzeron» oberhalb Crans-Montana bis zur Ausrangierung 2001 auch. Doch der schweizerisch-libanesische Gastrounternehmer Sami Lamaa war vom Potenzial der Lage so überzeugt, dass er sie nach zehn Jahren Dornröschenschlaf in eine edle Bergherberge transformieren wollte. 
Aussen wurde die Betonstruktur mit lokalen rohen Steinen, wie man sie bei SAC-Hütten kennt, verkleidet, im Innern aber belassen, was der Lobby eine in solcher Lage kaum gesehene Grosszügigkeit und Luftigkeit verleiht – erst recht durch die Panoramaverglasung der dominanten Kabineneinfahrt, dem neuen Wahrzeichen des Hotels. Auf Bilder wurde bewusst verzichtet: Die Gipfelparade vom Monte Rosa über Matterhorn bis zum Mont Blanc ist eh viel bessere Dekoration. Um dieses Panorama gebührend zu geniessen, haben alle 16 Zimmer eigentliche Fensterplätze. In solch einem Adlerhorst sitzt man sonst in der Tat nur in einer SAC-Hütte – allerdings bei anderem Komfort: Das «Chetzeron» bietet Gourmetküche, Sauna und sogar einen Aussenpool – dank modernster Energietechnik muss dabei nicht mal ein schlechtes Gewissen aufkommen.


Weitere Infos:
Anreise: Shuttle-Service mit Pistenfahrzeug ab Crans-Montana oder auf Winterwanderweg oder Piste ein Kilometer ab Bergstation Cry d’Er runter.
www.chetzeron.ch

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