Wo sich das Matterhorn spiegelt

Blick aufs Matterhorn vom Stellisee, der ersten Etappe des Fünf-Seen-Wegs.

Wer im Spätherbst in Zermatt unterwegs ist, sollte unbedingt den Fünf-Seen-Weg unter die Füsse nehmen. Man hat dabei fast immer das Matterhorn im Blick. Das Farbenspiel ist in seiner Pracht nicht zu überbieten, während auf den höheren Gipfeln erster Schnee liegt.

Die atemberaubendsten Touren sind manchmal leichter zugänglich als erwartet. Dies gilt etwa für den Fünf-Seen-Weg, eine rund zehn Kilometer lange Wanderung ohne hohe technische Ansprüche. Vom Bahnhof Zermatt geht es zur Talstation der Sunnegga-Standseilbahn, und zwar zwischen den Mini-Elektrobussen durch, die so zahlreich durch die Gassen kurven, dass sie das autofreie Zermatt Lügen strafen. Am Ziel der knapp fünf Minuten Fahrt durch einen Tunnel überwältigt das majestätische Profil des Matterhorns die Reisenden.

Drei Stunden ohne Schwierigkeiten

Die empfohlene Wanderstrecke beginnt in Blauherd und endet an der Station Sunnegga – diese Richtung ist bequemer, weil sie mehr bergab verläuft. Deshalb steigt man auf Sunnegga in eine Gondelbahn hoch zum nächsten Gipfel. Der steinige Weg führt durch Trockenvegetation in rostbraunen Tönen. Die Lärchen im Talgrund sind zwar noch grün, aber hier und dort sind bereits Gelbtöne auszumachen. In unserem Rücken wacht das Matterhorn.

Schon bald ist das Funkeln des ersten Sees zu erkennen. Weil er die Silhouette des Matterhorns so perfekt widerspiegelt, ist der Stellisee wohl das bekannteste Gewässer der Region. Man umrundet ihn in aller Ruhe und lässt sich dabei von der Schönheit beeindrucken, die einen auf Schritt und Tritt umgibt. Weiter geht es auf einem breiteren Weg der Bergflanke entlang bergab. Hier und dort ist in der Vegetation am Wegrand noch ein Brummen wahrzunehmen, aber der Herbst, auch wenn er spät gekommen ist, bremst den Fleiss der Insekten. Einige Wollgräser tanzen im Wind. Ihre weissen Köpfe wirken wie ins Grün-Orange der Gräser gestreut.

Seen, Bach und Wasserrinne

Der Weg führt nun über einen Grat und erreicht auch bereits den zweiten See. Beim Grindjisee trifft kristallklares Wasser auf ein wildes Ufer. Die Bäume spiegeln sich in der Wasseroberfläche und bilden einen Zaun aus grünen Nadeln vor dem Profil des Matterhorns. Nun folgt ein angenehmer Abstieg bis zum Findelbach, dessen Arme in einer breiten, von einzelnen Lärchen durchsetzten Hochebene zusammenfinden.

Wir biegen nun zu einem See ab, der seinem Namen alle Ehre macht, dem Grünsee. Der Weg steigt leicht an bis zu einem hölzernen Kännel, der den See speist. Im klaren Wasser sind einige grosse Fische zu sehen, die ihre Kräfte zu schonen scheinen. Nicht weit von hier lädt die Terrasse der Mountain Lodge zu einer kurzen Pause ein.

Kunstsee für Kunstschnee

Nachdem wir den Durst gestillt haben, geht es auf einem Weg an majestätischen Bäumen mit bizarren Formen weiter. Er verengt sich, schlängelt sich zwischen Nadelbäumen durch und auf einmal blitzt es tiefblau zwischen den Zweigen hindurch. Er ist zwar noch recht weit entfernt, aber es ist unser vierter See. Erst gilt es, in einigen engen Windungen talwärts zu gehen und den Findelbach wieder zu überqueren.

Der Moosjisee wirkt fast unwirklich, so sehr flimmert die Farbe seines Wassers. Dies ist typisch für Bergseen, deren an Schwebeteilen reiche Zuflüsse direkt von Gletscherwasser gespeist werden, hier vom Findelengletscher. Der Moosjisee wird vor allem für die Produktion von Strom und Kunstschnee genutzt.

Nun ist es Zeit für den fünften und letzten See. Es geht bergan und wird schon fast heiss. Wir verlangsamen unseren Schritt, geniessen den Blick auf den dichter gewordenen Wald und die mit Schnee überzuckerten Gipfel. Schliesslich erreichen wir den Leisee. Er liegt am Fuss der Sunnegga-Seilbahn, unserem Ziel, und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien: Grillstellen, hölzerne Liegestühle, Bademöglichkeiten und Spielplätze haben seinen wilden Charakter endgültig gezähmt. Unverrückbar und atemberaubend bleibt hingegen der Blick aufs Matterhorn.

Praktische Informationen

Strecke: Blauherd–Stellisee–Grindjisee–Grünsee–Moosjisee–Leisee–Sunnegga
Wanderzeit: circa 3 Stunden
Schwierigkeitsgrad: leicht, auch für Familien geeignet

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