
«Ich habe meine inneren Bilder noch.»
Im Gespräch mit Hansruedi Stalder. Der pensionierte Weinbauer aus den Wynigenbergen fährt im Rahmen der Inclusio-Tandemgruppe Tandem.
Sie nehmen an den Ausfahrten der Inclusio-Tandemgruppe in Burgdorf teil, wie sind Sie dazu gekommen?
Vroni aus der Kreativgruppe für Blinde und Sehbehinderte hat mir davon erzählt. Ich bin seit meiner Geburt stark kurzsichtig, seit 2014 bin ich blind. Die Tandemgruppe gibt es seit gut zwei Jahren, ich bin seit Anfang an dabei. Wir machen alle zwei Wochen eine Ausfahrt, nur im Winter nicht.
Wie müssen wir uns eine typische Rundfahrt mit der Inclusio-Tandemgruppe vorstellen?
Wir starten in Burgdorf und fahren an Feldern vorbei, durch den Wald, über Hügel. Nach Oberburg, Hasle-Rüegsau, auf die «Lueg» hinauf. Die Distanzen betragen um die 30 Kilometer. Mit der Pilotin oder dem Piloten – so heisst die lenkende Person vorne – diskutieren wir über Gott und die Welt. Einer ist Tierarzt, mit ihm kann ich übers Bauern fachsimpeln, einer ist Gewerbeschullehrer und einer ist Pilzkontrolleur. Das sind alles Themen, die mich auch interessieren.
Sie sehen nichts, wie erleben Sie eine Fahrt?
Die Pilotinnen und Piloten beschreiben die Umgebung und ich habe meine inneren Bilder noch. Als wir heute durch Ersigen gefahren sind, hatte ich das Gefühl, ich sehe die Frau des Jodlerpräsidenten, auch wenn ich sie noch nie gesehen habe. Ich bin dem Jodlerclub erst beigetreten, als ich schon blind war. Aber von früher kenne ich ihr Bauernhaus. Die verbliebenen Bilder werden so aufgefrischt.
Was schätzen Sie an den Tandemfahrten besonders?
Meine Tochter hat unseren Bauernbetrieb übernommen. Tagsüber helfe ich ihr oder hüte die Grosskinder. Die Tandemfahrten finden abends statt. Das passt gut und gibt mir einen Ausgleich. Etwas Nützliches für die Gesundheit zu tun, macht gemeinsam mehr Spass als allein. Nach der Fahrt gehen wir noch etwas trinken. Das ist genauso wichtig wie das Fahren.