#TagGegenLaerm

Wider taube Ohren beim Schutz vor Lärm

Martin Winder – 24. April 2024

Leiden Sie auch manchmal unter Lärm? Wer ständig Lärm ausgesetzt ist, riskiert ernsthafte gesundheitliche Folgen. Lärmverursacher Nr. 1 in der Schweiz ist der Strassenverkehr. Obschon es viel zu verbessern gäbe, hat die Politik kein Gehör. Daran erinnert der VCS Verkehrs-Club der Schweiz zum heutigen internationalen Tag gegen Lärm.

    

Mehr als eine Million Menschen sind in der Schweiz täglich lästigem Verkehrslärm ausgesetzt. Lärm also, der über den Immissionsgrenzwerten liegt. 

Dieser Lärm macht krank. Er beeinträchtigt die Lebensqualität und belastet Körper und Geist. Besonders in der Nacht reagieren die Menschen empfindlich auf Lärm. In der Folge verursacht Lärm hohe Kosten für Besuche beim Arzt oder bei der Ärztin, Therapien, Spitalaufenthalte, Medikamente etc. Lärmschutz ist nicht gratis – zahlt sich aber aus.

Verkehrslärm verursachte im Jahr 2019 in der Schweiz Kosten von rund 2,8 Milliarden Franken. Diese setzen sich aus Gesundheitskosten und Wertverlusten von Liegenschaften zusammen. Der Strassenverkehr ist für gut 80 Prozent der Kosten verantwortlich. 

Nachholbedarf hüben wie drüben

Gesundheit ist ein Menschenrecht. Und die Politik steht per Gesetz in der Pflicht, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen – die nötigen Massnahmen gegen Lärm zu ergreifen. Doch bei der Umsetzung des Lärmschutzes hapert es gehörig: Die Grenzwerte werden bei Weitem nicht überall eingehalten – obschon dies seit Jahren Pflicht ist. 

Betrachtet man ausserdem jüngste Entscheide in Bundesbern, scheint es, als foutiere sich das Parlament um die Lärmbetroffenen. Erst vor wenigen Wochen haben die Eidgenössischen Räte auf eine Art und Weise am Lärmschutzartikel geschraubt, dass einem ganz anders werden konnte. Da soll etwa der Lärmschutz beim Bauen aufgeweicht werden. Künftig wird mehr als ein Auge zugedrückt, wenn es in Wohnungen zu laut wird.

    

«Die ‹Fraktion Vollgas› im Nationalrat ist offensichtlich auf beiden Ohren taub und politisiert beim Lärmschutz an den Problemen von über einer Million Menschen vorbei.»

    

Doch damit nicht genug: Auch Tempo 30 möchte der Nationalrat einschränken. Der Lärmschutz soll nämlich kein Grund mehr sein, um das Tempolimit zu senken. Dabei hat das Bundesgericht mehrfach anerkannt und bestätigt, dass Tempo 30 eben gerade ein probates Mittel zum Schutz vor Strassenlärm ist. Doch die «Fraktion Vollgas» im Nationalrat ist offensichtlich auf beiden Ohren taub und politisiert beim Lärmschutz an den Problemen von über einer Million Menschen vorbei. 

Die Chance besteht, dass der Ständerat den unseligen Entscheid noch korrigiert, wie es dessen vorberatende Kommission empfiehlt. In der Sommersession hat er Gelegenheit dazu. Es ist also zu hoffen, dass das Stöckli mehr Gehör hat für die Sorgen der Lärmgeplagten. Und womöglich auch mehr Empathie. Wenn der heutige internationale Tag gegen Lärm zur Sensibilisierung der Politik beiträgt, so ist dies ein erster Schritt. Es wäre keine Verbesserung der bestehenden Situation – aber zumindest auch keine Verschlechterung.

 

    

24. April 2024


Martin Winder, Bereichsleiter Verkehrspolitik und Kampagnen

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