Sechs Brennpunkte innerorts

Der Wunsch nach sicherer und nachhaltiger Mobilität hat sich besonders im Siedlungsgebiet akzentuiert, und er wird in Zukunft weiter wachsen.
Wo liegen die zentralen Handlungsfelder und welche Bedeutung kommt dabei Tempo 30 zu?

1. Sicherheit
2. Schutz vor Strassenlärm
3. Klimaschutz
4. Lebensqualität
5. Bewegung im Alltag
6. Mobilitäts-Trends
1. Sicherheit

Mit Tempo 30

Tempo 30 erhöht die Sicherheit.

Jedes zweite Unfallopfer, das heute stirbt, könnte gerettet, jeder zweite schwere Unfall vermieden werden.

Ohne Tempo 30

Fast 2/3 aller schweren Unfälle im Strassenverkehr ereignen sich innerorts. Besonders gefährdet sind die Fussgänger/innen und Velofahrer/innen, Kinder und ältere Menschen. Viele fühlen sich unsicher.

«Nur noch 10 % der in Städten und Dörfern schwer verletzten oder getöteten Verkehrsteilnehmenden sind Automobilistinnen und Automobilisten. (...) Der Langsamverkehr wird punkto Verkehrssicherheit zunehmend zum Problembereich.»
Quelle: BFU-Sinusbericht 2020

«Der Einfluss der Geschwindigkeit ist dabei nicht linear, sondern überproportional stark. So ist die Sterbewahrscheinlichkeit für Fussgängerinnen und Fussgänger bei einer Kollision mit einem Fahrzeug, das 50 km/h schnell unterwegs ist, um das Sechsfache höher als bei 30 km/h.»
Quelle: BFU 2020: Tempo30. Fakten und Argumente.

Die objektive Unsicherheit hat Auswirkungen auf das subjektive Gefühl. Eine repräsentative Befragung im Auftrag des VCS zeigte: Im Auto auf der Hauptstrasse in der eigenen Gemeinde fühlen sich 97 % der Befragten sicher. Auf dem Velo ohne Radstreifen sind es nur 35 %.
Quelle: VCS 2018: Repräsentative Befragung bei 570 SeniorInnen

2. Schutz vor Strassenlärm

Mit Tempo 30

Tempo 30 ist Lärmschutz.

Durch die Temporeduktion von 50 auf 30 km/h nimmt der Lärm um drei Dezibel ab. Das entspricht in der Wahrnehmung einer Halbierung des Verkehrs.

Ohne Tempo 30

Lärm macht krank.

In der Schweiz leidet tagsüber jede siebte und in der Nacht jede achte Person an ihrem Wohnort infolge schädlichem oder lästigem Strassenverkehrslärm.

Das sind gut 1 Million Personen. Der Verkehrslärm ist primär ein Umweltproblem der Städte und der Agglomerationen. Über 90% der betroffenen Personen leben in und um grössere Zentren.

 „Das Bevölkerungs- und Mobilitätswachstum sowie die Verdichtung des Siedlungsraums werden die Lärmproblematik in Zukunft weiter verstärken. Gleichzeitig steigt das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung. (..) Die Auswirkungen von Lärm auf die Gesundheit sind erheblich. Lärm stresst und macht krank. Hohe Schallpegel schädigen das Gehör dauerhaft, tiefere Pegel können das psychische und körperliche Wohlbefinden beeinträchtigen. Besonders nachts reagieren die Menschen empfindlich auf Lärm. Die Schweizer Bevölkerung verliert jedes Jahr rund 47000 Lebensjahre (DALY5), die ohne Verkehrslärm bei einwandfreier Gesundheit hätten gelebt werden können (BAFU 2014d).“
Quelle:
Umweltbericht des Schweizerischen Bundesrats, 2018

Das Gesetz verlangt, dass die Bevölkerung vor schädlichem und lästigem Lärm geschützt wird, primär durch wirksame Massnahmen an der Quelle.

3. Klimaschutz

Mit Tempo 30

Tempo 30 schützt das Klima.

Je attraktiver das Velofahren und das Zufussgehen sind, desto eher bleibt das Auto unbenutzt.

Ohne Tempo 30

Innerorts besteht ein grosses ungenutztes Potenzial für das Umsteigen auf klimafreundliche Fortbewegungsmittel.

Unser heutiges Mobilitätsverhalten ist noch weit von den Klimaschutzzielen entfernt.

Ein Grossteil der in der Schweiz zurückgelegten Autofahrten verlaufen über ideale (1) Fuss-, (2) Velo- oder (3) E-Bike-Distanzen. Gemäss Mikrozensus 2015 war jede zehnte Autofahrt kürzer als 1 km (1), jede dritte kürzer als 3 km (2), fast jede zweite kürzer als 5 km (2/3) und zwei Drittel kürzer als 10 km (2/3). Viele verzichten heute auf Velofahrten oder Fusswege, weil sie sich im dichten und schnellen Verkehr unsicher fühlen.

Der inhomogene Verkehrsfluss und das häufige Stop-and-Go bei Tempo 50 führen zu einer Erhöhung des CO2-Ausstosses.

Vgl. dazu auch die Energie- und Klimastrategie der Stadt Bern.

4. Lebensqualität

Mit Tempo 30

 

Tempo 30 sorgt für Lebensqualität.

Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist angenehmer – sowohl im Wohnquartier wie auch entlang verkehrsorientierten Strassen und im Dorfzentrum.

Ohne Tempo 30

Das Bedürfnis nach attraktiven öffentlichen Räumen im Wohnumfeld, aber auch im Ortszentrum steigt. Immer mehr Menschen sind in den Städten und Agglomerationen zuhause, wo sich heute über 70 % aller Wohnungen befinden.

Mit Tempo 50 dominiert der motorisierte Verkehr. Bei hohem Verkehrsaufkommen entsteht so eine starke Barrierewirkung. Wichtige andere Funktionen des Strassenraums wie die Aufenthaltsqualität oder ein attraktives Ortszentrum kommen zu kurz.  

5. Bewegung im Alltag

Mit Tempo 30

Tempo 30 fördert die Bewegung.

Die regelmässige Bewegung zu Fuss oder mit dem Velo wird gefördert, weil die gesündesten Fortbewegungsformen attraktiver werden.

Ohne Tempo 30

Bewegungsmangel führt zu Krankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes II...

Regelmässige Bewegung reduziert das Risiko und ist wichtig für unser physisches und psychisches Wohlbefinden.

«In der Schweiz sind im Jahr 2017 schätzungsweise 1287 Todesfälle auf Bewegungsmangel zurückzuführen. Als Bewegungsmangel definiert wurde weniger als 150 Minuten mässige körperliche Betätigung pro Woche.»

Quelle: BAG

6. Mobilitäts-Trends

Mit Tempo 30

 

Tempo 30 nimmt Rücksicht auf die Seniorinnen und Senioren.

Tempo 30 sorgt für einen guten Verkehrsfluss und fördert die flächeneffiziente Mobilität.

Mit Tempo 30 fahren auch die Kleinstfahrzeuge sicher mit.

Ohne Tempo 30

Prognostiziertes Verkehrswachstum, höhere Anzahl verletzlicher Verkehrsteilnehmer, «Mikromobilität»: Der Handlungsbedarf innerorts wird in Zukunft nicht kleiner, sondern grösser.

Demografischer Wandel.
Im Jahr 2045 wird ¼ der Bevölkerung 65-jährig oder älter sein. Damit wird es noch wichtiger, dass das Verkehrssystem Rücksicht auf die Möglichkeiten der Seniorinnen und Senioren nimmt, die sich im dichten und schnellen Verkehr zunehmend unwohl fühlen.

Prognostiziertes Verkehrswachstum.
Bis im Jahr 2040 prognostiziert das Bundesamt für Raumentwicklung eine Zunahme der zurückgelegten Velo- und Fusswege um 30 %, beim MIV eine solche um 20 %.

Zunehmend leichtere und kleinere motorisierte Fahrzeuge.
Die motorisierten Fahrzeuge werden diverser und fahren unterschiedlich schnell. Das Sicherheits-problem der Inkompatibilität zwischen einem schweren Personenwagen (2.5–3.5t) und einem Leichtfahrzeug verschärft sich bei Tempo 50 erheblich.

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