#Kolumne

Simon Hofmann – VCS-Magazin 3/2022

Tiefgreifender Wandel ist dringend nötig, doch schwierig, anstrengend und kompliziert. Meistens sorgen wir selbst dafür, dass die Transformation selten gelingt und alles schön beim Alten bleibt.
Jetzt, wo die Zeit besonders knapp und die Welt verwirrender denn je ist, hätte auch ich gerne einfache und praxisgerechte Lösungen, ohne mich lange mit tiefgründigen Fragen, visionären Gedanken und mehrdeutigen Perspektiven zu beschäftigen.
Die Hoffnung, dass charismatische Anführerinnen und Anführer oder Expertinnen und Experten praxisorientierte Handlungsanweisungen und einfache Antworten haben, wächst proportional mit der Unübersichtlichkeit des Alltags. Kindern gleich warten wir, dass Sachverständige und prophetische Leader, wie einst Eltern oder Lehrende, allgemeingültige Auswege aus dem wandlungsbedingten Chaos kennen. Doch tiefgreifender Wandel bedeutet, grundlegende, normative Fragen neu zu beantworten. Die jetzigen Expertinnen und Experten haben jedoch keine Antworten, denn als bisherige Elite sind sie wie ich auch Nutzniessende bisheriger Systemwahrheiten und Bewahrerinnen und Bewahrer der alten Geschichten und Grenzen. Nicht umsonst entstehen radikale Innovationen deshalb auch an den Rändern bisheriger Normalität und selten bei Branchenführern.
Krisen wie der Klimawandel, das Artensterben oder die fundamentalen gesellschaftlichen Veränderungen sind allesamt epochal. Sie sind keine Fehler im System, sondern Fehlleistungen einer nicht mehr zeitgemässen Ordnung. Solange wir nur Lösungen innerhalb unserer bisherigen Erzählung von Glück durch materielles Wachstum oder den Fortschritt durch Technik suchen, ist Scheitern programmiert oder es bleibt beim kräftezehrenden Stolpern ins Neue. Doch der Weg ins Neue ist zuallererst der Weg ins Freie und meist beunruhigend Leere. Es ist nötig, bisheriges Wissen darüber, was möglich ist und was eben nicht, zu entkräften, ja zu verlernen und sich dadurch auf gedankliches Neuland zu wagen. Fantasievolle Ausflüge entlang des eigenen Hoffens und Wünschens und lustvolle gedankliche Experimente auf utopischen Spielplätzen ermöglichen, das Potenzial einer neuen Epoche auszuleuchten und noch undenkbare Perspektiven einzunehmen.
Die Geschichte einer gelungenen Transformation zeigen die Zukunftsbilder 2045 auf www.realutopien.de. Kommen Sie mit auf einen fantasievollen Ausflug in lebenswerte, klimaneutrale Städte der Zukunft und lassen Sie sich von diesen realutopischen Lösungsansätzen verzaubern.

Simon Hofmann ist Bereichsleiter Marketing und Versicherungen beim VCS Schweiz und Mitglied der Geschäftsleitung