#Einkaufsmobilität

Die verflixte «letzte Meile»

Romain Pilloud - VCS-Magazin 3/2022

An der Waadtländer Riviera kann ein Mikrologistiksystem die Lebensqualität verbessern. Für den Fortbestand und die Weiterentwicklung braucht es allerdings ambitionierte Ansätze in der Stadt- und Verkehrsplanung.

Die Rivelac-Agglomeration am Nordostufer des Genfersees umfasst 90 000 Einwohnende sowie mehr als 37 000 Arbeitsplätze. Die Herausforderungen in Sachen Mobilität sind in der Region beträchtlich. Im Gegensatz zu anderen urbanisierten Regionen des Waadtlands kam noch kein vom Bund finanziertes Agglomerationsprojekt zustande. Ambitionierte Vorhaben gibt es aber dennoch. So ist in Vevey eine innovative Lösung zum umweltfreundlichen Gütertransport auf der «letzten Meile» entstanden.
Eine Stadt ohne Lastwagen?
Am Stadteingang von Vevey wurde die multimodale Umschlagplattform Micro-HUB eingerichtet. Hier kommen alle Pakete für das Stadtgebiet zusammen. Die Lieferung an den Zielort erfolgt mit Cargobikes. Lanciert wurde das Projekt 2019 vom gemeinnützigen Verein Amelive, der insbesondere vom Bund und von der Stadt Vevey unterstützt wird.
2021 führte die Plattform MicroHUB rund 1600 Lieferungen durch. Damit konnten gegenüber früher 5,4 Tonnen CO2 eingespart werden. Zurzeit arbeitet die Plattform mit wenigen Transportpartnern zusammen; soll das Projekt fortbestehen und sich durchsetzen, muss es sich zwingend weiterentwickeln. Steht am Ende gar eine lastwagenfreie Stadt?

Notwendige Massnahmen

Die Zukunft von MicroHUB hängt nicht zuletzt von ambitionierten stadt- und verkehrspolitischen Vorgaben ab. Es sind noch viele Hindernisse zu überwinden, bis sich die Mikrologistik in der Stadt durchsetzen kann. Damit das Micro-HUB-Projekt gegen die herkömmliche Logistik Bestand hat, braucht es die finanzielle Mitwirkung der öffentlichen Hand. 
Zu überdenken sind auch die Gestaltung des Stadtzentrums und der Zugang dazu. Wenn die Behörden tatsächlich das Zentrum beruhigen und zugleich die Sicherheit erhöhen und den Schadstoffausstoss verringern wollen, braucht es zwingend eine Beschränkung für Lastwagen. Durchgehende Radstreifen werden die Attraktivität der innovativen Dienstleistung zusätzlich erhöhen. Aktuell ist die ganze Region zudem in Sachen Veloinfrastruktur stark unterdotiert. Ihr Ausbau hängt vom Engagement der Gemeinden, von der Wirksamkeit des Agglomerationsprojekts (5. Generation), aber auch von der tatsächlichen Entwicklung der kantonalen Velostrategie ab, die eine Verfünffachung der Velonutzung bis 2035 vorsieht.

Die Stadt von morgen skizzieren

Wird der heute meist von Liefer- und Lastwagen belegte Platz frei, ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten, ihn aufzuwerten. Begrünen, Frischeinseln und Erholungsräume für die Fussgängerinnen und Fussgänger schaffen oder ganz einfach Raum offen halten, damit die Bevölkerung sich diesen spontan zu eigen machen kann – dies sind einige Beispiele, die sich an der Waadtländer Riviera so gut wie anderswo in der Schweiz umsetzen lassen.

Romain Pilloud ist Geschäftsleiter der VCS-Sektion Waadt. Er hat sich mit Adrien Roy vom Amelive-Vorstand über die Möglichkeiten unterhalten, MicroHUB besser in der Region zu verankern.

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