Kunst macht mobil

Seit dem Mittelalter kaum gewachsen: Kaiserstuhl am Rhein, Schauplatz für Kunstaktionen zum Thema Mobilität an der Hochrhein Triennale.

Eine Kunstausstellung im öffentlichen Raum thematisiert die Mobilität. Die Arbeiten können auf einem ausgedehnten Spaziergang durch Kaiserstuhl und Hohentengen besichtigt werden.

Kaiserstuhl (AG) am Nordrand der Schweiz ist seit dem Mittelalter kaum mehr gewachsen und gehört heute zu den drei kleinsten Gemeinden der Schweiz. Knapp 420 Menschen leben im denkmalgeschützten Ort, der noch immer das Stadtrecht hat. Auf der anderen Seite der Grenze – des Rheins – liegt Hohentengen, eine Gemeinde mit knapp 3890 Einwohnenden. Vielleicht schon seit der Römerzeit, sicher aber seit dem Mittelalter sind Hohentengen und Kaiserstuhl in wechselhafter Geschichte verbunden.
Es ist eine in jeder Hinsicht enge Verbindung, am Grenzübergang stauen sich die Autos oft in beide Richtungen. «Die Leute kommen in die Schweiz zur Arbeit und fahren nach Deutschland zum Einkaufen», sagt Alain Jenzer. Zusammen mit Franz Krähenbühl kuratiert er die Hochrhein Triennale 2021, ein kurzes Ausstellungsfestival, das künftig eben alle drei Jahre stattfinden soll.

Mobilität «brennt unter den Nägeln»

Für die beiden Berner Kuratoren war das Thema «Mobilität» für die erste Ausgabe augenfällig. So eng verbunden die Gemeinden sind, so gegenläufig sind ihre Entwicklungen, wie Jenzer illustriert: «Auf Schweizer Seite gibt es öffentlichen Verkehr, auf deutscher Seite ist alles aufs Auto ausgerichtet. Umgekehrt aber hat man in Kaiserstuhl vor Kurzem das Altersheim mitten im Ort geschlossen. Im Ortskern von Hohentengen hingegen eröffnet im Juni eine moderne Pflege-Wohngruppe, damit man für den letzten Lebensabschnitt nicht entwurzelt wird.»
Mit Ausbruch der Coronapandemie und den damit verbundenen Einschränkungen erhielt das Thema Mobilität noch einmal mehr Gewicht. «Eigentlich sollte die Triennale schon letztes Jahr stattfinden», sagt Jenzer, «und auch jetzt stand sie wieder auf der Kippe. Aber eine Ausstellung im öffentlichen Raum kann man Covid-sicher durchführen und das Thema brennt uns allen jetzt unter den Nägeln.»
Initiiert hat die Hochrhein Triennale der neu gegründete, grenzüberschreitende Verein Kulturbrücke in Kaiserstuhl. Dieser kümmert sich auch um den bestehenden Skulpturenweg auf beiden Seiten des Rheins, den es seit 20 Jahren gibt. «Als künstlerische Leiter wollten wir nicht einfach den Skulpturenweg verlängern», erklärt Jenzer, «sondern mit der Kunst vom Rhein herauf in die Ortschaften und zu den Menschen kommen.» 

Frische Blickwinkel

Neun Künstlerinnen, Künstler oder Kunstduos hat die Triennale eingeladen, in einer Arbeit «vor Ort und für den Ort» zum Thema Mobilität Position zu beziehen. Einige der Eingeladenen blieben dabei nah am Thema, andere legten den Rahmen weit aus. Zusätzlich suchten Jenzer und Krähenbühl Videoarbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler aus, in denen das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird. «So können wir den Fokus schärfen», sagt Jenzer.
Aber – Hand aufs Herz – wozu das Ganze? «Im Normalfall setzen sich Politik, Raumplanung, ÖV-Unternehmen oder Verkehrsingenieure mit Mobilität auseinander», zählt Jenzer auf. «Wir glauben, dass Kunst einen anderen Blickwinkel bieten kann – auch einmal ohne Problemfokussierung. Wir hoffen, dass unsere Besuchenden dann mit neuen Anregungen wieder nach Hause gehen, in denen vielleicht sogar ein Keim liegt für ein neues Verständnis der Sache an sich.»

Silvano Cerutti ist freier Autor und begeisterter Velofahrer.

1. Hochrhein Triennale, 24. Juli bis 5. September 2021

Anreise: Per Bahn und Bus via Kaiserstuhl

Kaiserstuhl liegt auf der Etappe 6 der Wanderroute ViaRhenana oder auf der Veloroute Rhein-Route von SchweizMobil

Besichtigung täglich von 10 bis 19 Uhr: Um die ganze Ausstellung zu besichtigen, braucht es – je nach Tempo – zu Fuss mindestens drei Stunden. Für den Skulpturenweg sind zusätzlich zwei Stunden nötig

Geplant ist auch ein Gratis-Veloverleih für die Besuchenden

Rahmenprogramm und weitere Informationen: www.hochrheintriennale.eu

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