Velowetter: Zwei Touren für den Frühling

Bei der Anfahrt auf Zimmerwald öffnet sich ein formidabler Blick auf die Alpen.

Aus Vorfreude auf den Frühling haben die Redaktorinnen Nelly Jaggi und Camille Marion bereits im Februar zwei Velotouren unternommen. Erstere drehte eine moderate Runde auf dem Rennvelo über den Längen- und den Belpberg, Letztere fuhr rund um den Murtensee.

Über zwei Hügel neben Bern ...

Es ist ein erstaunlich warmer Tag im Februar. Auf den Feldern liegt noch Schnee, aber die Strassen sind aper und trocken. Der perfekte Tag also für die erste Runde der Saison auf dem Rennvelo. Interessiert Sie nicht, denn Rennvelofahren ist anstrengend und braucht eine teure Ausrüstung? Mitnichten. Die vorgestellte Runde – auf durchwegs asphaltierten Strassen – können Sie ebenso gut als Halbtagesausflug in T-Shirt und Trainerhose oder als E-Bike-Tour planen.

Startort ist Bern. Los geht es auf der Schweizmobil-Route 62 in Richtung Schwarzenburg. Das Fahrvergnügen durch den Könizer Agglomerationsverkehr hält sich – trotz Tempo 30 auf der Hauptstrasse – noch in Grenzen. Der Aufstieg nach Schliern erfolgt dafür auf einem separaten Veloweg. Nach einem kurzen Stück auf der Hauptstrasse Richtung Riggisberg geht es auf der Veloroute nach links, hinauf bis Kühlewil.

Kurz vor Zimmerwald geniesse ich die erste kurze Abfahrt: linker Hand mit Blick auf die Abhöranlagen des Nachrichtendienstes des Bundes, rechter Hand erstmals auf das formidable Alpenpanorama.

Zwischen Niedermuhlern und Riggisberg verlasse ich die Route 62 und folge der Hauptstrasse bis nach Riggisberg. Der Längenberg, ein elf Kilometer langer Rücken, der sich auf der westlichen Seite von Kehrsatz bis Riggisberg dem Gürbetal entlangzieht, ist geschafft!

Der zweite folgt sogleich

Wer es gemütlich mag, trinkt in Riggisberg einen Kaffee oder isst einen Happen. Für kulturell Interessierte – und adäquat gekleidete – Velofahrerinnen und Velofahrer empfehle ich die Abegg-Stiftung (Saisoneröffnung am 28. April) mit spannenden Ausstellungen rund um das textile Kunstschaffen.

Doch zurück aufs (Renn-)Velo: Von Riggisberg fahre ich auf der Hauptstrasse weiter in Richtung Bern. Wer den Belpberg anhängen will, darf auf der Strecke durch den Wald die Abzweigung nach Thun nicht verpassen. Nach der rasanten Abfahrt runter zur Gürbe und einem kurzen Flachstück nehme ich den Aufstieg nach Kirchdorf und Gerzensee in Angriff.

Wer sich allerdings an einem heissen Tag auf ein Bad im Gerzensee freut, wird enttäuscht sein: Der See ist ein Naturschutzgebiet. Es gibt keinen Fussweg ans Ufer, die beiden Badestellen dürfen nur von den Bewohnenden der Anstössergemeinden genutzt werden. Für alle anderen gibt es 100 Meter nach der Auffahrt Richtung Belpberg immerhin einen Brunnen mit kühlem Wasser.

Vorsicht bei der Abfahrt

Bei der Fahrt über den Belpberg kann man übrigens zwischen zwei Varianten wählen: Links um den höchsten Punkt herum durch Hostetten oder rechts herum vorbei an den beiden Weilern mit den lustigen Namen Vordere Chlapf und Hindere Chlapf. Ich ziehe Variante zwei vor – die Höhenmeter sind gleichmässiger verteilt. Bei der Abfahrt nach Belp ist Vorsicht geboten. Nicht nur, weil es meine erste Tour der Saison ist, sondern vor allem, weil die Strecke eng und unübersichtlich ist.

Von Belp geht es auf Velowegen wieder nach Bern. Zurück zu Hause habe ich 50 Kilometer und knapp 1000 Höhenmeter auf dem Zähler. Wer die Strecke verlängern möchte, dem empfehle ich, in Gerzensee eine Schleife nach Uetendorf (Belpbergroute 361) anzuhängen. Wen hingegen die Höhenmeter abschrecken, nimmt einfach anstelle eines der beiden Hügel die Route 74 durchs Gürbetal (nicht durchgehend asphaltiert).

... und rund um den Murtensee

Wer bereits am SlowUp Murtensee teilgenommen hat, kennt den angenehmen Parcours entlang des Seeufers. Doch an den 364 Tagen im Jahr, an denen die Strassen nicht den Velos vorbehalten sind, ist es ratsam, sich an die offiziellen Velowege zu halten. Diese sind zwar weniger flach, bieten aber sehr schöne Teilstücke.

Seit letztem Jahr liegt in den Tourismusbüros der Region Murtensee, von Avenches, Estavayer-le-Lac/Payerne und Moudon eine illustrierte Karte auf, die den Velotourismus fördern will. Darauf sind nicht nur die markierten Velowege eingezeichnet, sondern auch weitere Sehenswürdigkeiten entlang der Route.

Aussicht nicht verpassen

Die Rundfahrt beginnt im hübschen mittelalterlichen Städtchen Murten. Man fährt in Ruhe durch die gepflasterte, einladende Hauptstrasse. Im Schatten der Lauben bieten zahlreiche Restaurants eine breite Auswahl an einheimischen und fremdländischen Gerichten. Die sonnigen Terrassen laden zur Musse sein, doch unser Programm sieht anders aus! Wir fahren durch das Berntor und dann inRichtung See. So kommen wir zur Route 480, einer Rundfahrt von 28 Kilometern.

Ausgangs Muntelier nehmen wir die Abzweigung links auf einen kleinen Kiesweg mitten durch den Wald. Im Schatten der hohen Bäume und begleitet vom Vogelgezwitscher treten wir vergnügt in die Pedale. Nach einigen Kilometern durch das dichte Grün führt der Weg ins Dörfchen Sugiez.

Wir überqueren den Zihlkanal, bevor wir den grössten Höhenunterschied der Strecke zu bewältigen haben. Wer ein E-Bike sein Eigen nennt, fühlt sich auf den steilen Kurven, die zum Mont Vully hinaufführen, vermutlich etwas wohler. Auf dem Gipfel brauchen wir eine Pause, nur schon um die wunderbare Aussicht nicht zu verpassen! Das Seeland scheint nicht enden zu wollen, und zu unseren Füssen spiegeln sich die frühlingshaften Sonnenstrahlen im Murtensee. In der Ferne sieht man die noch weiss überzuckerten Gipfel der Alpen und Voralpen.

Römer und Kaffee

Der Mont Vully spielte geschichtlich mehrmals eine wichtige Rolle. Im 2. Jahrhundert vor Christus erstellten die keltischen Helvetier hier ein Oppidum mit einer Stadtmauer, von der heute noch ein teilweiser Wiederaufbau sichtbar ist. Den Jüngeren wird ein Besuch der Lamberta-Grotten gefallen, ein unterirdisches Stollennetz, das die Schweizer Armee im Ersten Weltkrieg ausgehoben hat.

Wir steigen wieder in den Sattel, um die Dörfer am Vully in Angriff zu nehmen. In dieser Hügellandschaft erstrecken sich die grünen Reben bis ans Seeufer hinunter. Bei der Kirche von Cotterd oberhalb Salavaux werfen wir einen letzten Blick auf das Panorama, bevor wir uns in die Abfahrt Richtung Broye- Mündung stürzen. Mit der jüngsten Renaturierung erhielt dieses Gebiet ein neues Gesicht und wurde in ein weites Naturdelta verwandelt.

Die letzten Kilometer führen der Hauptstrasse entlang und bringen uns zum Camping und zum Städtchen Avenches. Es lohnt sich, die eigentliche Route zu verlassen und die Römerstadt zu besuchen. Man lässt sich vom Kaffeeduft leiten, der aus der grossen Nespresso-Fabrik kommt, bevor man in den Ort hineinfährt und ein malerisches Zentrum entdeckt. Nach dem Besuch der historischen Stätten ist es Zeit, das letzte Wegstück in Angriff zu nehmen, auf der Route 99 mit dem schönen Namen «Herzroute». Der Feldweg quert die kleinen Dörfer Faoug und Greng. Noch einmal bietet sich ein toller Ausblick auf den See und die Rebberge am Vully, bevor wir wieder in Murten einfahren.

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