Bretonische Gischt

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Der Blick von Saint-Malo auf das Fort National, das bei Ebbe zu Fuss erreichbar ist.

Mit Matrosenbluse, Gummistiefeln und Friesennerz im Gepäck entdecken wir den Norden der breto-nischen Küste. Und lassen uns von der attraktiven Korsarenstadt Saint-Malo bis zur einzigartigen Kulisse des Mont-Saint-Michel vom Reichtum dieses Landstriches begeistern.

Gegen den kleinen Hunger

«Amzer’zo!», sagen die Bretonen und meinen damit: immer mit der Ruhe. Durch die innerhalb der Stadtmauern gelegene Altstadt zu flanieren, ist eine besondere Freude. Die von hohen, abweisenden Wehrmauern gesäumte Festung ganz im Westen der Stadt bildet das historische Zentrum Saint-Malos. Hinein gelangt man durch die Porte Saint-Vincent unweit des Historischen Museums. Und schon verliert man sich in einem Labyrinth gewundener Gässchen. Die Halbinsel war von den Bombenabwürfen der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg fast ganz zerstört, wurde aber originalgetreu wieder aufgebaut.

In den kopfsteingepflasterten Altstadtgassen, der Hauptattraktion für die Besucherinnen und Besucher, ist immer viel los; zahlreiche Geschäfte laden zum Bummel ein. So gelangt man dann auch bis zur denkmalgeschützten Kathedrale – und braucht erst einmal eine Stärkung. In den Strassenlokalen

werden Meeresfrüchte und typische Brasseriegerichte angeboten. Aber man kann auch die weniger begangenen Gassen nach einer traditionellen Crêperie absuchen, wo gerne gesalzene Galettes aus Buchweizenmehl auf den Tisch gelangen und dazu natürlich Apfelmost aus der Region. Zum Abschluss sollte man unbedingt den berühmten knusprigen und leicht karamellisierten Kouign-amann versuchen!

Altes Gemäuer

Eine gute Gelegenheit für einen kleinen Verdauungsspaziergang bieten die Wehrmauern. Ganz im Westen schweift der Blick über den Bon-Secours-Strand und das Naturschwimmbecken, das sich füllt, wenn sich das Meer bei Ebbe zurückzieht. Etwas weiter im Norden hebt die Statue Robert Surcoufs den Zeigefinger in Richtung Horizont, wo einst der englische Feind lauerte. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der französische Freibeuter zu einem der mächtigsten Reeder von Saint-Malo aufgestiegen. In der Ferne lässt sich die Insel Grand Bé ausmachen, wo der Romantiker Chateaubriand sei ne letzte Ruhestätte gefunden hat, um «nur noch Meer und Wind zu hören», wie er es sich gewünscht hatte.

Die Mauern des Fort National gehören zu den unumgänglichen Postkartenansichten von Saint-Malo. Man gelangt bei Ebbe hin und kann bei einer geführten Tour die Ringmauer und die unterirdischen Gänge besichtigen. Das Bollwerk bot der Stadt Saint-Malo zu einer Zeit Schutz, als die Spannungen zwischen Frankreich und England dem Sonnenkönig Louis XIV den Schlaf raubten.

Entspannung am Strand

Im Sommer installieren sich die Einheimischen auf der vom Seewind geschützten Plage du Môle, ganz im Süden. Begrenzt wird sie vom langen Deich mit dem Namen Môle des Noires. Hierher kamen die Trauer tragenden Frauen der verschollenen Seefahrer, um umsonst auf die Heimkehr ihrer Ehegatten zu warten. Der grösste und bekannteste Strand von Saint-Malo ist die Plage du Sillon. Holzpflöcke säumen den drei Kilometer langen Sandstrand, um die Gewalt der Gezeiten zu bändigen.

Saint-Malo wurde Ende des 19. Jahrhunderts zu einer beliebten Badedestination. Seebäder und Thalassotherapie zogen rasch eine gutbetuchte französische und internationale Kundschaft an. Auszeiten zur Entspannung im Meeresklima sind hier auch heute noch beliebt.

Sagenumwobener Felsen

Unweit von Saint-Malo befindet sich Mont-Saint-Michel. Die auf die Felseninsel gebaute Abtei bildet eine faszinierende Kulisse und hat die unglaublichsten Legenden hervorgebracht. Bei Ebbe entsteht eine unermessliche Treibsandebene, auf der ein paar Schafe weiden.

Der seit 40 Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Mont-Saint-Michel ist mit Zug und Bus zu erreichen. Am Ziel führt ein neuer Steg auf die Felseninsel, auf dem auch ein kostenloser Shuttle fährt. Hier geben die engen, steilen Gässchen immer wieder den Blick auf saftig grüne Gärten frei: eine fesselnde Kombination aus kühlem Gemäuer und üppiger Natur.

Spirituelle Schätze

Ein Gewirr von Treppen führt oben auf den Felsen, auf dem die Abtei Mont-Saint-Michel thront. Ihr Bau begann im 10. Jahrhundert. Benediktinermönche errichteten zunächst eine Kirche mit ein paar wenigen Nebengebäuden. Rasch wurde die Anlage zu einem Anziehungspunkt für Pilger.

Der Rundgang führt in wunderbare Säle, weite Kirchenräume, einen Kreuzgang, die Krypta, Gärten und Terrassen hoch über der Bucht von Mont-Saint-Michel. Die Besucherinnen und Besucher werden dabei durch die Zeiten und die Geschichte der Abtei geleitet. Ganz oben ist man den Winden aus allen Richtungen ausgesetzt – und geniesst den atemberaubenden Rundblick.

Praktische Informationen

Anreise: mit dem TGV nach Paris und Rennes, dann im Regionalexpress bis Saint-Malo. Saint-Malo–Mont-Saint-Michel: mit dem Zug bis Dol-de-Bretagne, dann per Bus zum Informationszentrum auf dem Festland; weiter zu Fuss oder mit dem kostenlosen Shuttle.

Übernachten: in Saint-Malo, innerhalb der Stadtmauern (Hôtel De France et Chateaubriand***), an der Plage du Sillon (Les Charmettes***) oder unweit des Bahnhofs (Mercure Saint-Malo Balmoral****).

Geniessen: in Saint-Malo, innerhalb der Stadtmauern, gibt es eine Galette/Crêpe im «Corps de Garde» mitten in den Befestigungen (Rue de la Crosse), Austern in der Bar «Ô Tapas Breton» (Rue de l’Orme), Fleischgerichte in der allzeit zuverlässigen «Brasserie du Lion d’Or» (Place Chateaubriand), Apéro bei speziellem Ambiente im «La Java» (Rue Sainte-Barbe) und Süsses zum Nachhausenehmen bei «Les Délices du Gouverneur» (Rue Porcon de la Barbinais).

Ganz am Ende des bretonischen Hügellandes liegt Saint-Malo, am Ärmelkanal. Die direkt ans Meer gebaute Stadt mit den stilvollen Fassaden, die auf den Strand blicken, lässt sich gut zu Fuss erkunden.

Saint-Malos enger Bezug zur See hat die Geschichte der Stadt geprägt. Fischer, Seeleute, Reeder, Entdecker und Freibeuter haben im Lauf der Jahrhunderte immer wieder den gewaltigen Wassermassen getrotzt und der Stadt an der bretonischen Küste zu ihrem Ruhm verholfen. Jacques Cartier brach 1534 von der Küste seiner Heimatstadt auf, um Kanada zu entdecken, und wurde damit zum berühmtesten französischen Seefahrer der Renaissance. Ein Jahrhundert später zeichnete sich der Korsar René Duguay-Trouin durch seinen Mut und seine Kampfeslust aus und schaffte es bis zum Generalleutnant der Seestreitkräfte. Statuen und Gedenktafeln erinnern noch heute an diese bemerkenswerten Figuren.

Wer das Meer liebt, wird in Saint-Malo vom Kommen und Gehen der Gezeiten fasziniert. Erst die hohen Steinmauern zum Schutz der Häuserzeilen stoppen die Brandung der ansteigenden Flut. Ziehen sich bei Ebbe die Wassermassen zurück, kommen weit ins Meer hinausreichende Sandbänke zum Vorschein, aus denen sich kleine Krabben ängstlich zappelnd befreien, bevor sich die Kinder hinknien und sie einsammeln.

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