Liubljana: Autos raus aus der Innenstadt

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Ljubljana wurde für das Jahr 2016 von der EU zur European Green Capital erwählt. Damit rücken die Fortschritte der Hauptstadt Sloweniens hin zu einer Umweltstadt in den Fokus. Autos wurden in den letzten zehn Jahren aus der Innenstadt verbannt, Gehen und Velofahren schufen eine neue Lebensqualität.

Im April 1895 wurde Laibach/Ljubliana, das damals zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte, von einem schweren Erdbeben verwüstet. Der darauf folgende Neubau vieler Häuser im Jugendstil und die qualitätsvollen Bauten und Stadtgestaltung durch den Stadtarchitekten Josef Plečnik, der ab 1925 etwa dreissig Jahre lang in Ljubljana wirkte, prägen heute noch das Stadtbild.

 

Vision Ljubljana 2025

Was diese architektonischen Besonderheiten der Hauptstadt Sloweniens (rund 290.000 Einwohner) heute in bestes Licht rückt, ist die Verkehrspolitik der letzten zehn Jahre, die der Omnipräsenz der Autos ein Ende setzte. Im Jahr 2006 brachte ein politisches Erdbeben die Liste Zoran Jankovic mit absoluter Mehrheit an die Stadtregierung. Sie hält diese absolute Mehrheit bis heute. Das Team um den ehemaligen Manager des Handelskonzern Mercator und neuen Bürgermeister setzte sich mit der «Vision Ljubljana 2025» zum Ziel, Ljubljana zu einer modernen, nachhaltigen Stadt zu machen. Erklärtes Ziel ist es, Ljubljana für die Bevölkerung lebenswerter und  durch das moderne, grüne Image auch für Touristen attraktiv zu machen. Die Stadt setzte sich zum Ziel, die Natur- und Biodiversität, die qualitativ hochwertige Trinkwasserversorgung zu sichern, Müllvermeidung und Abwasserentsorgung zu optimieren sowie durch höhere Energieeffizienz und mehr erneuerbare Energie den CO2-Ausstoss um 20 Prozent zu senken. Und Ziel der Verkehrspolitik ist es seit 10 Jahren, den privaten Autoverkehr einzuschränken. Bis zum Jahr 2020 soll der Modal Split der Stadt ein Drittel Öffentlicher Verkehr, ein Drittel nicht motorisierte Mobilität und ein Drittel Autoverkehr ausweisen.

 

Ungewohnt ruhig

Ist es kühl und sind die Gastgärten leer, ist es ungewöhnlich ruhig in der Altstadt von Ljubljana und man muss sich erst bewusst machen was fehlt: der Autolärm. Bereits im Jahr 2007 wurde die Innenstadt von Ljubljana ausserhalb der Ladezeit von 6 bis 10 Uhr, grossflächig für den Autoverkehr gesperrt. Diese Fussgängerzone wurde mittlerweile auf  über 100.000 m2 ausgeweitet. Die zahlreichen Pollern, auf den Strassen versenkbare, sperren die Autoverkehrsflut kompromisslos und wirkungsvoll aus.

Kaum kommt die Sonne durch und wärmt die Stadt, beleben sich die zahlreichen Gastgärten auf der Uferpromenade der Ljublanica und den Plätzen rasch und sorgen mit den Fussgänger und Velofahrer für südländisches Flair. In der Fussgängerzone ist Velofahren erlaubt, soweit keine Fussgänger behindert oder gefährdet werden. Die Verbannung der Autos wurde durch die Schaffung verschiedener Angebote begleitet.

Im Stadtzentrum gibt es etwa 32 Stationen des automatischen Veloverleihsystems «bicike(LJ)». Die Velos wurden binnen vier Jahren bereits mehr als drei Millionen Mal entliehen. Wie alle Citybike-Systeme ist es vor allem als Mobilitätsergänzung für kurze Wege gedacht. Die erste Stunde ist kostenlos. Um es zu nutzen, muss man sich online per Kreditkarte registrieren. Will jemand länger Velo fahren, können Velos bei der Touristinformation um acht Euro pro Tag gemietet werden - vier gut ausgeschilderte Themenvelowege, etwa entlang der Flüsse, oder zu Josef PlečniksBauwerken erleichtern das Entdecken der Stadt.

In der Fussgängerzone kreisen seit dem Jahr 2008 kleine grün-weisse Elektro-Busse «Kavalir», die bis zu fünf Personen Platz bieten. Sie können per Handzeichen angehalten, per Telefon gerufen und kostenlos benutzt werden. Geschaffen primär um älteren und behinderten Menschen ein müheloses Fortbewegen in der grossen Fussgängerzone zu ermöglichen und die Akzeptanz für die Zone zu erhöhen, werden sie auch von Touristen gerne genutzt. Seit April 2016 verbindet der Elektro-Zug Urban um 5 Euro die Sehenswürdigkeiten der Stadt, und fährt auch zur über der Stadt gelegenen Burg hoch.

Für die öffentlichen Busse in Ljubljana wurde im Jahr 2010 die elektronische Urbana Card eingeführt, auf die ein Euro-Guthaben aufgeladen werden kann. Mit ihr können auch die bicikelj-Velos ausgeliehen, Parkgebühren bezahlt und die Leihbücherei genutzt werden. Sie soll sukzessive auf weitere städtische  Services ausgeweitet werden.

 

Neues zuerst ausprobieren

Das Herzstück der Neugestaltung des öffentlichen Raums ist die im September 2015 vollendete Verwandlung der «Slovenska cesta», einst vielbefahrene Transitstrasse durch das Zentrum mit 20.000 Autos pro Tag und Velofahrverbot, in einen autofreien Shared Space-Bereich, der Bussen, Fussverkehr und Velofahrern vorbehalten ist. 

Man ging schrittweise vor. Mit verschiedenen Aktionen - so tanzen seit Jahren Ende Mai alle 6.000 Maturanten Ljubljanas, auf der Slovenska cesta Quadril - wurde der Status quo der monofunktionalen Autostrasse  immer wieder unterbrochen, der Strassenraum unterschiedlich genutzt. Die geplante Neuregelung wurde zuerst aufgemalt, Blumentöpfe und Bänken aufgestellt, in Vorher-nachher-Fotomontagen Zukunftsvisionen visualisiert. Die Reduktion der Strasse von vier auf zwei Spuren wurde ein halbes Jahr getestet. Es stellte sich kein Verkehrschaos ein. Nach einem Architekturwettbewerb erfolgte dann der endgültige Umbau mit den Stadtbussen auf den beiden Spuren in der Mitte, Bänke und Bäume im anderen Strassenraum.

Die Veränderungen in Ljubljana ernten auch international immer wieder Anerkennung. Im Jahr 2012 erhielt Ljubljana den «European Prize for Urban Public Space» für die Sanierung und Belebung der Flussufer und Brücken der Ljubljanica. Und für das Jahr 2016 erwählte die Europäische Kommission Ljubljana zur European Green Capital, ein Titel der seit 2010 jährlich an eine Stadt vergeben wird, die sich hohen Umweltstandards verschrieben hat und als Vorbild für andere Städte dient.

 

 

Infos:

Anreise per Bahn: Ljubljana ist von Zürich aus per Bahn in knapp mit dem Nachtzug Richtung Belgrad erreichbar 10 Stunden erreichbar – Abfahrt Zürich 20.40 Uhr, Ankunft Ljubljana 8.13 Uhr

 

 

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