Neues öV-Tarifsystem

VCS und Konsumentenschutz fordern berechenbare Tarife und einfachen öV-Zugang

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Bern

Für einen einfach zugänglichen öffentlichen Verkehr braucht es neben einem gut ausgebauten Netz faire und berechenbare Tarife. Das jüngst von der Alliance SwissPass angedachte Tarifsystem «MyRide» könnte diese Grundvoraussetzung infrage stellen. Der Konsumentenschutz und der VCS Verkehrs-Club der Schweiz haben darum Leitlinien für die Tarifgestaltung und den Billettverkauf definiert.

Geht es nach den Plänen der Alliance SwissPass, sollen mit dem Tarifsystem «MyRide» öV-Fahrten künftig aufgrund des Fahrverhaltens zu individuellen Tarifen abgerechnet werden. Wer regelmässig öV fährt, würde so für ein und dieselbe Strecke weniger bezahlen, als wer seltener im öV unterwegs ist. Berechnet werden die Fahrten erst bei der Ankunft am Reiseziel. Das macht «MyRide» unberechenbar und intransparent.

Der Konsumentenschutz und der VCS begrüssen eine sinnvolle Weiterentwicklung des Tarifsystems und des Billettverkaufs im Grundsatz. «Jedoch darf der Ticketpreis darob nicht zur Blackbox werden», sagt VCS-Geschäftsführer Anders Gautschi. Auch der Gesetzgeber sieht vor, dass für Reisende in «vergleichbarer Lage vergleichbare Bedingungen» gelten. Individuelle «Tarifwelten» und «dynamische Preise», die aufgrund des Verhaltens in der Vergangenheit berechnet werden, widersprechen diesem Prinzip. Weil für «MyRide» ein Smartphone vorausgesetzt wird, erhöht das System die Zugangshürden. «Die Mobilität ist für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zentral. Menschen ohne SwissPass oder Smartphone sollen den öV auch inskünftig nutzen können», sagt Gautschi. 

Auch mit Blick auf das Ziel, unnötigen Verkehr zu vermeiden, sieht Anders Gautschi den Ansatz von «MyRide» skeptisch: «Wenn häufiges Fahren mit sinkenden Billettpreisen ‹belohnt› wird, kurbelt das die Mobilität auf unerwünschte Weise an.»

Wer mit Bargeld bezahlt, darf nicht benachteiligt werden

VCS und Konsumentenschutz verorten ausserdem eine Einschränkung der Wahlfreiheit: Wenn Billette nicht im Vorfeld gekauft werden, muss ein Zahlungsmittel hinterlegt werden. «Ob jemand Bargeld oder digitale Zahlungsmittel verwendet, soll nicht von der öV-Branche durch Einschränkungen des Angebots gesteuert werden», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin beim Konsumentenschutz. Auch hinsichtlich Privatsphäre sieht Stalder die öV-Unternehmen in der Pflicht: «Die Branche muss eine Vorbildrolle einnehmen. Sie generiert unzählige sensible Daten – Bewegungsprofile, aber auch Adress- und Zahlungsdaten.» Um das Risiko in Bezug auf den Datenschutz zu minimieren, müssen Apps datensparsam konzipiert werden und sich am Prinzip «privacy by default» orientieren. 

VCS und Konsumentenschutz erwarten von der Alliance SwissPass ein umsichtiges Vorgehen bei der weiteren Planung des Tarifsystems. Der Billettkauf muss für alle Gesellschaftsgruppen einfach sein. Positive Aspekte neuer Möglichkeiten und Gewohnheiten dürfen nicht mit ausufernder Datensammlung oder unberechenbaren Tarifen ins Gegenteil verkehrt werden.

 


Weitere Informationen:

- Anders Gautschi, VCS-Geschäftsführer, 079 960 11 71

- Sara Stalder, Geschäftsleiterin Konsumentenschutz, 078 710 27 13

- Medienstelle VCS: 079 708 05 36, medien@verkehrsclub.ch

- Medienstelle Konsumentenschutz: 031 370 24 35, medien@konsumentenschutz.ch

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