Die Verkaufszahlen zeigen: Das Velofahren in der Schweiz boomt. Nicht nur als Transportmittel, sondern auch als Sportgerät in der Freizeit. Besonders das Mountainbiken hat in den vergangen Jahren stark zugenommen. Im vergangenen Corona-Sommer umso mehr. Entsprechend stark ist die Nachfrage nach Velotageskarten gestiegen. Im Juli 2020 wurden 40% mehr verkauft als im Vorjahr.
Anstatt auf die neuen Bedürfnisse und Trends einzugehen, führt die SBB nun eine generelle Reservationspflicht für Velos ein. Dies ist eine neue Hürde im Zugang zu öV und verfolgt das Ziel, dass weniger Menschen das Velo mit in den Zug nehmen. Die Folge davon wird sein, dass Personen eher mit dem Auto zu ihrem Mountainbike-Wochenende anreisen als mit dem öV. Der Modalsplit im Freizeitverkehr liegt heute bei 16% öV gegenüber 65% MIV. Um die Wende hin zu einem klimafreundlichen Verkehr zu schaffen ist es zwingend notwendig, dass der öV im Freizeitbereich attraktiver wird. Mit einer Reservationspflicht für Velos schlägt die SBB die gegenteilige Richtung ein.
Der VCS verlangt, dass prioritär Züge umgebaut und mehr Platz für Velos und andere Sportgeräte in Multifunktionsabteilen geschaffen wird. Die generelle Reservationspflicht darf höchstens befristet gelten, bis die Anpassungen am Rollmaterial vollzogen wurden. In jeden Fall darf sie keine Mehrkosten für die Kundinnen und Kunden zur Folge haben. Der Preis der Velotageskarte muss entsprechend um den Reservationspreis gesenkt werden.
Anders Gautschi, Geschäftsführer des VCS, ist überzeugt: «Die SBB muss den neuen Realitäten der Freizeitgestaltung gerecht werden. Andernfalls wird sich der Freizeitverkehr immer stärker aufs Auto verlagern».